Not und Elend in Neu Hagen
von Carlo Eggeling am 22.06.2023Ende Januar hatte es gereicht, nach rund 80 Straftaten, die ihr die Polizei zur Last legte, musste eine damals 27-Jährige ins Frauengefängnis nach Vechta. Offenbar ist sie nun wieder auf freiem Fuß und "aktiv": Ihre Wut richtet sich gegen den Stadtteiltreff Halo in Neu Hagen und gegen die Sozialverwaltung der Stadt. Die soll der als psychisch auffällig geltenden Lüneburgerin vor Jahren das Sorgerecht für ihr Kind entzogen haben.
Nun taucht die Frau, inzwischen 28 Jahre alt, wieder im Polizeibericht auf: Vor gut einer Woche soll sie an der Lossiusstraße eine Glasscheibe mit einem Stock beschädigt haben. Zudem habe die junge Frau einen kleinen Baum aus der Erde gerissen heraus. Die alarmierte Polizei kam zu spät, die Verdächtige, Zeugen, aber auch den Beamten bestens bekannt, war bereits verschwunden. Polizeisprecher Kai Richter sagt, dass sich das Negativ-Konto der Frau wieder füllt: "Sachbeschädigungen, Beleidigungen, Hausfriedensbruch." Auch Beleidigungen per E-Mail gegen Mitarbeiter der Stadt seinen aktenkundig.
Für die Beamten setzt sich damit wieder ein Karussell in Gang: Sie sammeln Taten in der Hoffnung, dass es irgendwann reicht, um die Frau sicher zu verwahren. Dem Einsatz- und Streifendienst ist bewusst, dass die "Dauerkundin" mutmaßlich psychisch krank ist. Doch es sei eben Aufgabe der Justiz zu bewerten, ob eine Unterbringung in einer therapeutischen Einrichtung auch gegen den Willen der Betroffenen möglich ist oder ob die Straftaten für einen Haftbefehl und eine Verhandlung reichen.
Es ist nicht der einzige Fall, der "Kapazitäten bindet", sagt Richter. Es gebe Menschen, die aufgrund von Krankheit und beispielsweise Sucht immer wieder die Polizei beschäftigen, etwa weil sie so betrunken sind, dass sie randalieren oder auf der Straße liegen. Erst Anfang der Woche war ein 32-Jähriger ständig auf die Straße gelaufen -- mitten in den Verkehr. Auch er ist ein Dauergast Auf der Hude. Er stamme aus dem Landkreis Harburg, beschäftige hier wie dort die Kollegen.
Wiederholt die 28-Jährige ihre "Auftritte" aus der Vergangenheit, steht Mitarbeitern im Halo und Polizisten einiges bevor. Zum Jahreswechsel hatte der Personalchef der Stadt, Jens Mildner, ein Schreiben an Kollegen gesand, das LA vorliegt, Auszüge: "Aufgrund des Aggressionspotentials sprechen Sie die Frau bitte nicht an und unternehmen nichts, was Sie selbst gefährden könnte. Bitte treffen Sie im Einzelfall nach eigenem Ermessen Maßnahmen, wie das Versperren von Zugängen oder die Nutzung von HomeOffice oder den vorübergehenden Umzug in andere Büros." Carlo Eggeling
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