Oles Lüneburger Blick
von Carlo Eggeling am 01.07.2024Mein Gott, wie schön ist es hier, wie schön die Verbindung: die schlichte, stille, spirituelle Anmut des Kreuzgangs im Kloster Lüne und die bunten Bilder des Stadtgesellschaft, die seit dem Wochenende dort hängen. Er habe nie gedacht, das "zeitgenössische, manche sagen banale Kunst, den Weg hierher findet", umriss Carsten Junge die Verknüpfung am Samstagnachmittag. Der Geschäftsführer der Sparkassen-Stiftung eröffnete die Ausstellung der Portraits, die Ole Ohlendorff in den vergangenen Monaten gemalt hat. Äbtissin Amélie Gräfin zu Dohna bietet die Bühne gern, sie sagte zu den Gästen und Gemalten: "Sie geben der Stadt Prägung und Gesicht."
In Lüne treffen uraltes und aktuelles Lüneburg. Im Kapitelsaal finden sich die Portraits der Frauen, die über Jahrhunderte das Kloster geführt haben, daneben für einen Monat lang die "Gesichter einer Stadt". Ben Boles, der Macher der Feierabendkultur, der Investor und Hotel-Bergström-Gründer und Mäzen Henning Claassen, der Dark-Knights-Motorrad-Fahrer Björn Kleefeld, für die queere Gemeinschaft "Queen Mum" Dirks Ahrens, dazu das anonyme Stadtgespenst, das uns von vielen Wänden angrinst, und und und.
31 Bilder, 31 Geschichten. Alle ein Teil der Stadt, der Region. Alle zeigen, dass das Leben lebenswert ist, dass Lüneburg von Menschen wie ihnen lebt. Dass es Lichtblicke in einer von vielen Klagen und Herausforderungen wolkenverhangenen Zeit gibt. Aber war`s je anders?
Ich kenne Ole seit Anfang der 80er Jahre. Seine Geschichte als Polizist, als Mitglied einer heftigen Rocker-Gang, sein Ausstieg, sei Leben hart an der Grenze und inzwischen im "Trockendock". Der Wandel begann am Stint, da habe ich gekellnert, er wohnte über der Kneipe Alter Kran. Er entdeckte das Malen, bleistiftgenau die Welt der Harleys wie Peter Fonda in Easyrider. Träume auf Papier. Ich ging später zur Zeitung, die Freundschaft blieb -- Bulle, Rocker, Maler stand über einem meiner Artikel
Heute hat Ole ein Atelier in der Kulturbäckerei, vollgestellt mit Gemälden von Musikern, lebendige und tot. Wobei angesichts des Alters der Musikanten die Kategorie inzwischen häufiger wechselt. Vielleicht ist es auch eine Art Heimkehr. Ole, in der Welt der Großen unterwegs, kommt zurück. Heimat, da wo die Wurzeln für alles wachsen.
Die Uwe Lüders Stiftung aus Lübeck, über den Mäzen Lüders und den der Kultur so wichtigen, umtriebigen und freundlichen Sparkassen-Mann Carsten Junge, verbunden kleinen Hanse-Schwester Lüneburg, hatte Ole im vergangenen Jahr ein Stipendium finanziert -- Grundlage des Bilderreigens. Dickes Lob.
PS: Danke, Ole, dass Du auch mich in Deine Zwischenbilanz des Stadtlebens aufgenommen hast. Eine Freude, alter Freund.
Eine Bitte an Gräfin zu Dohna: Geben Sie ab und an auch anderen Künstlern diesen Platz für ihre Werke. Es ist einfach schön. Carlo Eggeling
Zu sehen sind Ohlendorffs „Gesichter einer Stadt“ bis zum 31. Juli zu den Öffnungszeiten des Klosters, etwa bei Führungen.
Die Bilder zeigen die Ausstellung und ein Gruppenbild von einigen der Portraitierten.
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