Opfer lebensgefährlich verletzt
von Carlo Eggeling am 30.06.2023Der 18-Jährige hat Glück, dass er noch lebt: In der Nacht zu Freitag sollen zwei Gleichaltrige auf ihn losgegangen sein, einer der beiden soll laut Polizei mehrmals auf den jungen Mann eingestochen und ihn lebensgefährlich verletzt haben. "Inzwischen ist sein Zustand stabil", sagt Polizeisprecher Kai Richter. Zu dem blutigen Streit war es gegen 23.50 Uhr in der Einrichtung St. Bonifatius in Neu Hagen gekommen. Der Bereichsleiter Kinder- und Jugendhilfe, Joachim Else berichtet, das Opfer und einer der beiden Beschuldigten hätten in einer "Verselbstständigungs-WG" zusammengelebt, der zweite mutmaßliche Täter sei ein "Externer", der Verletzte hat türkische Wurzeln, die beiden Angreifer afghanische. Die Bewohner seien als sogenannte unbegleitete Flüchtlinge gekommen und würden in der Einrichtung betreut.
Sowohl für Sozialarbeiter Else als auch für die Polizei liegt das Motiv der Auseinandersetzung noch im Dunkeln, beiden Seiten kennen das Gerücht, dass es Streit um ein Mädchen gegeben haben könnte. Einer der Angreifer, mutmaßlich der "Externe" ist für die Polizei kein Unbekannter, es gab Ermittlungen wegen Körperverletzungsdelikten. Das bestätigt Richter.
Nicht kommentieren will er weitere Informationen, nach denen der Mann im April an einer Auseinandersetzung auf dem St. Stephanus-Platz in Kaltenmoor beteiligt gewesen sein soll. Damals waren vier Afghanen und vier Iraner aneinandergeraten, einer der Iraner wurde dabei lebensgefährlich mit einem Messer verletzt, auch Schüsse wohl aus einer Schreckschusspistole sollen abgefeuert worden sein. Die Iraner flüchteten, wurden später in Hamburg-Bergedorf von der Polizei gestoppt.
Hintergrund für diesen Kampf sollen Auseinandersetzungen in einer Bar am Sand gewesen sein. In Kaltenmoor sollte es daraufhin ein "Friedensgespräch" geben, doch das Treffen lief aus dem Ruder. Die Ermittlungen dauern an.
Im Fall von St. Bonifatius ermittelt die Polizei wegen des Verdachts des versuchten Totschlags, es sei in der Prüfung, ob die Staatsanwaltschaft Haftebefehle beantrage. Das Heim selber bieten anderen unter Schock stehenden Jugendliche psychologische Betreuung an: "Sie haben alles mitangesehen." Für Else und seine Kollegen kam die blutige Attacke überraschend, beide jungen Männer, die dort leben, seien zuvor nicht auffällig gewesen. Sie sollen nun getrennt untergebracht werden. Carlo Eggeling
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