Patient ist vermutlich für Tod von fünf Menschen verantwortlich
von Carlo Eggeling am 23.02.2024
Ein Patient hat möglicherweise Anfang Januar das Feuer im Helios-Klinikum in Uelzen gelegt, bei dem fünf Menschen starben. Diesem Verdacht geht die Staatsanwaltschaft Lüneburg nach. Gestern, Donnerstag, durchsuchte die Anklagebehörde mit Unterstützung der Polizei das Haus und beschlagnahmte Unterlagen und Datenträger. In einer Mitteilung der Lüneburger Behörde heißt es: "Nach derzeitigem Ermittlungsstand ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass ursächlich für die Brandentstehung eine Feuerlegung durch einen psychisch auffälligen Patienten gewesen sein dürfte. Dieser kam aufgrund des Brandgeschehens selbst zu Tode, sodass gegen ihn ein Ermittlungsverfahren nicht mehr geführt werden kann."
Bei dem Mann soll es sich nach Informationen von Lüneburg aktuell um einen 55-Jährigen handeln, der nicht aus dem Bereich Uelzen stammt. Er soll aber bereits länger auch polizeibekannt gewesen sein. Mit dieser Erklärung sind auch Mutmaßungen und Gerüchte obsolet, die nach dem Feuer kursierten, die Rede war unter anderem von einer glimmenden Zigarettenkippe. Aus Polizeikreisen hieß es schon damals: "Unsinn."
In der Mitteilung des Pressesprechers der Staatsanwaltschaft, Jan Christoph Hillmer heißt es, es bestehe "der Anfangsverdacht, dass das Verhalten Dritter für die tragischen Folgen der Brandlegung mitverantwortlich sein könnte. Deswegen führt die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt u.a. wegen des Vorwurfes der fahrlässigen Tötung. In diesem Zusammenhang ist insbesondere zu prüfen, ob vorhandene Brandschutzmaßnahmen ausreichend waren."
Denkbar sind also unter anderem zwei Szenarien: Der Patient war trotz seiner Krankheit nicht ausreichend gesichert, das würde einen Vorwurf gegen das Pflegepersonal begründen können. Wenn es um den Brandschutz geht, stellt sich die Frage, ob der als ausreichend erachten wird -- es könnten sich Ermittlungen gegen das Führungspersonal der Helios-Klinik richten.
Hillmer will nicht ins Detail gehen, aber: "Es sind zwei Ansatzpunkte die wir prüfen und abarbeiten." Man stehe am Anfang der Ermittlungen. Die Klinik habe bei der Durchsuchung "voll" kooperiert.
Der Schweriner Sprecher des Unternehmens, Christian Becker, sagt: "Selbstverständlich unterstützen wir, wie in den vergangenen Wochen auch, weiterhin alle Ermittlungen zu diesem tragischen Vorfall vollumfänglich und tun unser Möglichstes für eine zügige Aufklärung. Dies gilt auch für die aktuellen staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und die Durchsuchung von Räumlichkeiten im Helios Klinikum Uelzen. Die Untersuchungen richten sich derzeit gegen keine bestimmte Person und sind ein für solche Fälle routinemäßiger Vorgang."
Wie berichtet, war am 4. Januar ein Feuer auf einer Station im dritten Stock des Klinikums ausgebrochen. Zwei Frauen im Alter von 87 und 94 Jahren sowie drei Patienten im Alter von 55, 64 und 67 Jahren starben an den Folgen. Sechs weitere Menschen wurden schwer beziehungsweise lebengefährlich verletzt. Der Sachschaden war auf eine Million Euro geschätzt worden. Carlo Eggeling
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