Lüneburg, am Mittwoch den 01.10.2025

Pinkas macht Lüneburg bunter

von Carlo Eggeling am 01.10.2025


Die Welt sollte bunter werden, das ist seine Mission, Lennard Pinkas hat es so formuliert: "Farbe muss positiv sein." Seit Jahren folgt er seinem inneren Auftrag, er hat Hydranten nahe des Polizei-Komplexes in grün und weiß getaucht, er hat die inzwischen ausgetauschten Mülleimer am Reichenbachplatz in Gold und Pink leuchten lassen. Mission, Kunst, eine Orientierung, so hat er es im April in einem Gespräch erklärt. Es ist seine Welt. Die der Behörden ist eine andere, daher findet sich sein Werk heute im Polizeibericht wieder -- als Sachbeschädigung.

"Mehr als 20 mit bunten Farben angemalte Laternenmasten, Masten von Schildern,Fahrradbügel und eine Bushaltestelle bemalte/beschmierte ein Mann in den späten Abendstunden des 30.09.25 im Bereich der Neue Sülze, Vierorten sowie der Grapengießerstraße. Dabei ermittelt die Polizei gegen einen 36 Jahre alten Lüneburger, die in der Vergangenheit mit ähnlichen "Aktionen" auf frischer Tat ertappt werden konnte. Ihn erwarten Strafverfahren wegen Sachbeschädigung."

Rechtlich ist das alles nachvollziehbar. Doch Lennard Pinkas, dessen Nachname nichts zur Sache tut, ist anders unterwegs als die, die für "Schmierereien" verantwortlich sind. Untalentierte Fußball-Fans, die Hansa Rostock auf das empfindliche uralte Holz des Alten Kran krickeln. Andere, die meinen, ihr Name sei so unglaublich wichtig, um ihn auf historische Fassaden zu sprühen und die Mauern damit verhunzen.

Pinkas, seine Eltern haben ihn nach dem israelischen Geiger Pinkas Zuckerman benannt, macht es anders. Er arbeitet exakt, wählt bestimmte Farbkombinationen. Vor allem macht er die Tristesse des Alltags lebendiger und lächelnder. An der Ecke Bardowicker Wasserweg / Auf der Hude verbindet sein Farbspiel die Masten von Verkehrzeichen. Was das sagen soll? Weiß vermutlich nur Pinkas. Und falls er irgendwann anerkannt werden sollte, Kunstkritiker.

Als wir uns im April unterhielten, saß er auf dem Pflaster des Reichenbachplatzes und hat er ein bisschen erzählt, wie aus Pinkas "Pinky" wird. Oder auch Pinkasso. Das klingt groß, ganz groß. Er hatte vier Spraydosen gruppiert, pink, das Stück für 8,06 Euro, sagte er. Er sammelte Spenden für seine bunten Botschaften, ein paar Münzen lagen vor ihm.

Marktforschung habe er gelernt, sagte der Lüneburger, dann in Münster studiert. Doch das sei es nicht gewesen. Nun sei er wieder hier, wohne in Volgershall. Eigentlich nur ein Teil von ihm, denn er sei zum Beispiel ein begnadeter Fußballer. Traumhaft, anderswo, wie an einem anderen Ort. Er lacht: "Ronaldo ist mein Bruder." 1,89 sei er groß, wiege 65 Kilo. "Zu wenig." Offensichtlich, sein Pullover schlackerte um ihn herum.

Nun ermittelt die Polizei wieder gegen ihn, Sachbeschädigung. Solche Taten sind nicht in Ordnung. Ganz klar. Feuerwehrleute können erklären, warum es keine gute Idee ist, Hydranten zu bemalen. Aufhalten wird ihn das alles wohl nicht. Er hat eine Mission. Die lässt einen -- wenn man will -- ein wenig lächeln, wenn man Auf der Hude an einer roten Ampel warten muss. Die Welt kann bunt sein. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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