Lüneburg, am Mittwoch den 21.05.2025

Platzfrage — Marktbeschicker und Schausteller uneins

von Carlo Eggeling am 19.05.2025


Nutzt es dem Leben in der Innenstadt, wenn der Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus eine Woche früher beginnt? Der Rat hat beschlossen, dass man es 2026 ausprobieren will. Ob es ein Wohl oder ein Wehe ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Schausteller, die davon profitieren, meinen: sehr wohl, Markthändler bezweifeln das und monieren, dass ihnen durch eine Verlagerung ihrer gewohnten Stammplätze Umsatz verloren geht. Cord Wöhnecke, Vorsitzender des Marktvereins, saß mit Kollegen in der Ratssitzung, er wundert sich über Aussagen, die dort fielen. Tenor aus mehreren Parteien: Man habe mit Händlern gesprochen, die den früheren Beginn gut finden, weil es die Kundenfrequenz erhöhe.

Wöhnecke hat Zweifel: "Ich habe Fraktionschefs gebeten, mir die Marktkollegen zu nennen. Denn wenn dem so ist, mache ich mich mit meiner Haltung unglaubwürdig." Binnen der vergangenen zehn Tage habe sich kein Politiker gemeldet: "Null Antworten." Da am heutigen Montagabend Fraktionen zu ihren gewohnten Sitzungen zusammenkommen, sei er "gespannt, ob da noch was kommt". Ansonsten gehe er davon aus, es handle sich um Behauptungen.

Den Antrag, den Markt probeweise schon früher beginnen zu lassen, hatte die SPD gemeinsam mit dem grünen Ratsherrn Martin Lühmann gestellt. Klar war, am Totensonntag bleibt der Weihnachtsmarkt geschlossen. Die Aussagen aus der Politik im Rat waren unterschiedlich, von Ablehnung bis Zustimmung.

Die Marktleute machen darauf aufmerksam, sie hätten vor Jahren bereits zugestimmt, den Weihnachtstrubel um eine Woche nach hinten auszudehnen, zuvor standen die Markthändler zu Heiligabend wieder wie gewohnt im Karree um den Luna-Brunnen. Sie kritisieren überdies, sie seien wenig bis gar nicht eingebunden worden. Anders zu stehen, koste sie Umsatz.

Schaustellerverbandschef Benno Fabricius sieht die Sache anders: Durch den früheren Beginn kämen mehr Gäste nach Lüneburg, das diene Handel und Gastronomie, auch kenne er Marktleute, die von mehr Geld in der Kasse sprächen. Die Handelsvereinigung LCM und das Marketing teilten die Position der Schausteller.

Die Marktbeschicker lassen die Sache nicht auf sich beruhen und setzen auf die Verwaltung. Sie loben Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch und Rechtsdezernent Markus Moßmann, die sich für ihre Position eingesetzt hatten. Die Stadtspitze möge in alten Akten blättern: Es soll eine Vereinbarung bestehen, nach der die Marktbeschicker zustimmen müssen, wenn sich Marktzeiten verändern. Noch soll es kein Ergebnis geben.




Was allerdings bei einer Archivrecherche von LA herausgekommen ist, macht nur begrenzt Mut: 1987 war es darum gegangen, dass der Weihnachtsmarkt, der vorher am Werder und am heutigen Bürgeramt zu Hause war, für vier Tage vor dem Rathaus laufen sollte. Dem hatte der Marktbeschickerverein widersprochen, war vor dem Verwaltungs- und dem Oberverwaltungsgericht gescheitert. Die Richter: Vier veränderte Tage seien "wirtschaftlich zumutbar". Juristisch läge hier der Ansatzpunkt: Ist es angesichts der inzwischen vielen hinzugekommenen Ausweichtage zumutbar auf weitere zu verzichten?

Schaustellerchef Fabricius setzt aufs Gespräch. Den ersten der beiden Sonnabende im November 2026 brauche man nicht: "Wir können aufbauen, wenn der Markt abgebaut hat." Zudem wolle man an den Sülfmeistertagen -- Stand heute -- nicht mehr auf den Marktplatz.

Zum Budenzauber kann man anfügen: Schon vor Jahren hatte das Rathaus als Angebot den Schaustellern gewährt, dass sie mit ihren Ständen am Sand bis zum Jahreswechsel aktiv sein können. Die Weihnachtsstadt Lüneburg beginnt bekannterweise weit vor Weihnachten. Gäste können bereits im Spätherbst am Bergström am Glühwein nippen, dazu kommen Stände in den Innenhöfen von Lokalen. Ach ja, die Lebkuchenproduktion beginnt schon jetzt. Lief gerade in den Nachrichten. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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