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Lüneburg, am Freitag den 23.05.2025

"Historie trifft Innovation: Der neue Blick auf die Ilmenau"

von Carlo Eggeling am 08.04.2025


Der Bruch mit dem Gewohnten betont das Alte: Der geschwungene, fast schwebende Anbau lenkt den Blick auf die Villa Heyn an der Altenbrückertorstraße. Seit eineinhalb Jahren dauern die Arbeiten an einer der prominentesten Adressen der Stadt. Gebaut um 1894 vereint die nach einem Fabrikanten benannte Villa Elemente des Historismus und des Jugendstils, sie wirkt ein bisschen wie ein Schlösschen. Laura Stilcken betreut die Innengestaltung für das Lüneburger Immobilienunternehmen Sallier. "Wir wollen die Ausstrahlung des Hauses betonen", sagt die Lüneburgerin, deren Familie das Haus erworben hat. Das ehemalige städtische Kinderheim, das Jahre leer stand, hat gelitten. Die Handwerker haben den Grundriss und die alte Aufteilung der Räume im Blick. Die ging über die Jahrzehnte zum Teil verloren. Ein Beispiel: Fenster müssen als Lichtquellen ihre natürliche Aufgabe erfüllen, doch die Selbstverständlichkeit blieb nicht selbstverständlich. Also wie stehen Wände? Manchmal falsch. Korrigieren. Gleichzeitig stellen wir heute andere Anforderungen an Wärme- und Energiebilanz, Brandschutz, Bäder. So isolieren Handwerker das Gebäude von innen mit einer Dämmung. In den Erkern und Türmchen müssen sie jedes Element passend schneiden -- ein Puzzle, ein Mosaik. Stuckbänder liegen auf Arbeitstischen; putzen, restaurieren, vorsichtig wieder an ihren alten Platz an der Decke setzen. Das Treppenhaus mit seinen Geländern bedarf ebenso einer Überholung wie die Böden. Sachte bis liebevoll. Laura Stilcken führt durch das Haus, in dem noch das großbürgerliche Leben von vor mehr als einem Jahrhundert zu spüren ist. Es wirkt, als ob ein Hauch davon zurückkehrt. Mit dem Denkmalschutz sei man immer wieder im Gespräch, es gelte, Kompromisse zu schließen, einig sei man sich, den Charakter der Villa Heyn zu erhalten. Um den 50 Quadratmeter großen Anbau zu errichten, musste ein Wintergarten weichen. Das war umstritten, ein Verlust. Gleichwohl wirkt der neue Raum wie ein lichter Saal der vorvergangenen Jahrhundertwende. Der Blick fällt auf die Ilmenau, die ihn flußabwärts mitnimmt zur Ansicht der Abtsmühle, dann bummeln die Augen zu den Türmen von Nicolai und Johannis -- ein Genuss. Ein Teil des Hauses erfuhr von außen bereits eine Art Wäsche, der gelbe Stein in den oberen Stockwerken schimmert elegant, befreit vom Ruß und Blei des immer strömenden Verkehrs. Der Rest soll folgen. Der Garten wartet auf eine neue Gestaltung. Es kostet ein Vermögen, Geld, das die Stadt als Vorbesitzer kaum hätte aufbringen können. Zum Jahreswechsel soll alles fertig sein -- voraussichtlich. Wieder vor der Tür. Laura Stilcken betont noch einmal den gewollten Bruch, der letztlich eine Verbindung ist: Moderne schließt sich an 125 Jahre Geschichte an. Ob es gefällt, entscheidet jeder selbst. Doch auf jeden Fall setzt die Villa einen Akzent an einem der Eingänge der Stadt. Carlo Eggeling

© Fotos: Winfried Machel / Carlo Eggeling


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