Lüneburg, am Freitag den 02.05.2025

Recherchebericht: Energieverschwendung und klimapolitische Missstände in der LKH Arena Lüneburg

von Klima-Recherche-Nord am 30.04.2025


Erstellt von Klima-Recherche-Nord | [29.04.2025]

Einleitung

Im Rahmen einer aktuellen Recherche hat unsere Recherchegruppe eine Reihe energetischer Missstände und potenziell klimaschädlicher Praktiken an der LKH Arena Lüneburg dokumentiert. Ziel dieser Recherche ist es,
die verantwortlichen Stellen und Personen zu umgehenden und transparentem Handeln im Sinne der nachfolgenden Generationen zu bewegen.

Aus Quellenschutzgründen können einzelne Informationen und Hinweise nicht genauer offengelegt werden – jedoch sind die aufgeführten Probleme durch einfache öffentliche Berichterstattung, Einsicht, Besichtigung oder Rückfragen beim Betreiber problemlos nachvollziehbar (z. B. über
Google Maps, technische Rückfragen an die Kreisverwaltung oder Besichtigung der Anlage).

Die Ergebnisse werfen für uns grundlegende Fragen zur Rolle des Landkreises Lüneburg als öffentlicher Bauherr auf – insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Abteilung Klimaschutz direkt dem Landrat Jens Böther unterstellt ist und er somit die volle Unterstützung und Fachkompetenz im eigenen Haus hat.

Die Betreiberin der LKH Arena ist Kreisrätin Sigrid Vossers, über die der Landrat ebenfalls weisungsbefugt wäre. Frau Vossers verantwortet die bauliche Fertigstellung und den aktuellen Betrieb der LKH Arena.


1. Fehlende Abwärme-Rückgewinnung: Heizenergie wird vollständig verschwendet

Die Arena verfügt über eine zentrale Lüftungsanlage, die jedoch keine Wärmerückgewinnung enthält. Dadurch wird seit der Eröffnung im April 2022 100 % der Heizenergie ungenutzt über die Abluft an die Umgebung
abgegeben – ein Zustand, der sowohl ökonomisch als auch ökologisch im Jahre 2025 nicht mehr tragbar ist.

Hintergrund: Moderne Lüftungssysteme ermöglichen durch Wärmetauscher die Rückgewinnung von bis zu 80 % der in der Abluft enthaltenen Energie. In der Arena hingegen wird die Heizleistung vollständig in die Luft geblasen – mit entsprechend hohen Energieverlusten und CO2-Emissionen.

Einordnung: Für einen öffentlichen Neubau ist dieser technische Rückstand nicht akzeptabel und steht im direkten Widerspruch zu den Klimazielen des Landkreises.

2. Fehlende Lichtsteuerung führt zu dauerhaftem Energieverbrauch

Nach dem Austausch einer fehlerhaft installierten Beleuchtungsanlage für den professionellen Sportbetrieb im Sommer 2023, wurde die dazugehörige Lichtsteuerung nicht aktualisiert. Derzeit ist keine flexible oder intelligente Steuerung vorhanden – stattdessen ist die komplette Anlage
für den Sport ständig voll eingeschaltet, sobald in der Arena gearbeitet wird, unabhängig von der tatsächlichen Nutzung oder Notwendigkeit. Und dies zusätzlich zu der Innenbeleuchtung, welche in der Arena vorhanden
ist.

Ergebnis: Diese Praxis verursacht einen massiven Stromverbrauch (ca. 30kWh nur für die professionelle Sportbeleuchtung), hohe Stromkosten und
eine vermeidbare CO2-Belastung, obwohl eine Anpassung der Steuerung technisch ohne großen Aufwand umsetzbar wäre.

Fakt: Eine simple Programmierung verschiedener abrufbarer Lichtszenen würde jährlich mehrere tausend Euro einsparen – ganz zu schweigen vom positiven Signal, das ein effizienter Umgang mit Energie in einem öffentlichen Gebäude senden würde.

3. Dachflächen bleiben ungenutzt – Alibi-Photovoltaik statt ernsthafter Energiewende

Luftbildaufnahmen (z. B. via Google Maps) zeigen deutlich: Der größte Teil der weitläufigen Dachflächen der LKH Arena bleibt ungenutzt, obwohl sie sich technisch hervorragend für eine großflächige Solaranlage eignen würden. Vorhanden ist lediglich eine kleine, eher symbolhafte Photovoltaikanlage (ca. 30kWp), die in keinem Verhältnis zur dort möglichen Leistung steht.

Bewertung: Angesichts der Klimakrise, steigender Energiekosten und der kommunalen Verantwortung für nachhaltige Energieerzeugung ist dieser Zustand fahrlässig. Jede ungenutzte Dachfläche auf einem öffentlichen
Gebäude ist eine verpasste Chance zur CO2-Reduktion und
Energieeinsparung.

4. Wärmepumpen nicht in Betrieb – Keine Transparenz zu CO2-Einsparung

Die LKH Arena verfügt über installierte Wärmepumpentechnik, die jedoch laut unseren Recherchen nicht in Betrieb ist. Ob technische Defekte vorliegen, die Anbindung an das Heizsystem fehlt oder planerische Fehler
bestehen, ist bislang unklar und gehört dringend aufgeklärt.

Es gibt keinen öffentlich einsehbaren Nachweis, wie viel Gas bzw. CO2 durch den Einsatz der Wärmepumpen bisher eingespart wurde – obwohl sie gerade für diesen Zweck beschafft und verbaut wurden.

Fakt: Die aktuelle Wärmeversorgung erfolgt vollständig über fossiles Gas – ohne Rückgewinnung, ohne nachhaltige Ergänzung durch die installierte Technik, und ohne öffentliche Auskunft über die tatsächliche Leistung
der Systeme.

Politische Verantwortung und Handlungsdruck

Die Verantwortung für die Arena liegt klar beim Landkreis Lüneburg. Der Landrat, Jens Böther, ist über die ihm direkt unterstellte Kreisrätin Sigrid Vossers voll verantwortlich für den aktuellen Zustand und für die Einhaltung energetischer Mindeststandards in öffentlichen Gebäuden. Die
Betriebsverantwortung liegt bei Kreisrätin Sigrid Vossers, der die Umstände, aufgrund ihrer Tätigkeit, seit Jahren bekannt sein müssen.

Wir fordern daher:
• Eine unverzügliche Prüfung und Offenlegung der energetischen Kennzahlen der LKH Arena,
• Die sofortige Behebung technischer und steuerungstechnischer Mängel (Beleuchtung, Wärmepumpen, Rückgewinnung),
• Einen konkreten Zeitplan zur Erweiterung der Photovoltaikfläche, • Eine öffentlich nachvollziehbare CO2-Bilanz der Arena, jährlich
aktualisiert und mit ambitionierten Einsparungszielen versehen.


Fazit: Die LKH Arena dient aktuell als klimapolitisches Negativbeispiel!

Die LKH Arena steht aktuell sinnbildlich für das Auseinanderklaffen zwischen klimapolitischem Anspruch und realer Praxis im öffentlichen Raum. Während Bevölkerung und Wirtschaft zum Energiesparen aufgerufen
werden, bleibt in einem der prominentesten Neubauten des Landkreises massive Energieverschwendung ungeahndet.

Diese Zustände müssen von uns öffentlich gemacht werden – aus Verantwortung gegenüber der Zukunft, dem Klima und den Bürger*innen, die über Steuergelder diesen Bau finanziert haben.


© Fotos: Bild von Anja auf Pixabay / LKH Arena


Kommentare Kommentare

Kommentar von Torp
am 30.04.2025 um 11:59:45 Uhr
Wie kann unter Punkt 1 von 100% der Heizenergie gesprochen werden, die über die Abluft abgegeben wir? Wird das Gebäude gar nicht beheizt? Müsste es nicht richtig lauten: 100% der Abluft, die ungenutzt abgegeben wird?
Ansonsten ein interessanter Artikel
Weiter so.


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