Rückläufige Fallzahlen, aber steigende Herausforderungen
von Bund Deutscher Kriminalbeamter am 19.08.2025Am heutigen Montag wurde in Hannover das "Lagebild Clankriminalität 2024 von Polizei und Justiz" vorgestellt: nachhaltige Strategien statt punktueller Maßnahmen notwendig!
Clankriminalität 2024: Rückläufige Fallzahlen, aber steigende Herausforderungen
Das neue Lagebild liefert Einblicke in Strukturen, Deliktsfelder und Entwicklungen der Clankriminalität im Jahr 2024. 1) Es macht erneut deutlich: Clankriminalität ist kein Randphänomen – sie tritt in nahezu allen relevanten Kriminalitätsbereichen auf und entfaltet ein erhebliches Bedrohungspotenzial für Gesellschaft, Wirtschaft und staatliche Institutionen.
Zugleich zeigen die vorgestellten Zahlen und Bewertungen, dass die Bekämpfung dieses Phänomenbereichs zeit-, personal- und ressourcenintensiv bleibt. Die Komplexität der Strukturen, die fehlende Kooperationsbereitschaft von Beschuldigten, ihre ausgeprägte Abschottung und der teils aggressive Gegenwille gegenüber staatlichen Akteuren erschweren die Ermittlungsarbeit erheblich.
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter Niedersachsen (BDK) begrüßt ausdrücklich, dass Polizei und Justiz diesen Phänomenbereich gemeinsam analysieren und sichtbar machen. Nur auf einer validen Datenbasis lassen sich wirksame Maßnahmen ableiten – auch im Sinne der Prävention und nachhaltigen Bekämpfung.
Dennoch gilt: Statistische Erfassungen bilden lediglich einen Teil der Realität ab und sind nie das vollständige Lagebild.
Seit Jahren weist der BDK auf notwendige strukturelle Rahmenbedingungen hin: Die Dienststellen müssen personell so ausgestattet sein, dass sie der Intensität und den besonderen Anforderungen dieses Phänomenbereichs gerecht werden können. Das bedeutet nicht nur ausreichend Planstellen, sondern auch deren qualifizierte Bewertung sowie gezielte Aus- und Fortbildung für Ermittlerinnen und Ermittler.
Im BDK-Positionspapier zur Clankriminalität heißt es bereits 2019: „Die Bekämpfung muss polizeilich, juristisch und gesamtgesellschaftlich getragen werden.“ 2) Diese Forderung ist aktueller denn je. Die Realität zeigt, dass punktuelle Maßnahmen wie Razzien allein keine nachhaltige Lösung darstellen – sie müssen eingebettet sein in langfristige Strategien, die auch Sozialarbeit, Schulbildung, Integrationsförderung und kommunale Netzwerkarbeit einschließen.
Zudem müssen Ermittlungsbehörden in der Lage sein, Vermögensabschöpfung, digitale Auswertung und verdeckte Ermittlung effektiv einzusetzen – dazu braucht es eine moderne technische Ausstattung (Auswertesoftware!) und rechtssichere Eingriffsbefugnisse.
Die öffentliche Erwartung ist klar: Der Rechtsstaat darf sich nicht zurückziehen. Doch staatliches Handeln ist nur dann durchsetzungsfähig, wenn es professionell, konsequent und gut organisiert erfolgt – und dafür braucht es eine leistungsfähige Polizei sowie eine handlungsstarke Justiz. Beide verdienen die politische Rückendeckung und ausreichende Ressourcenausstattung, um dieser Aufgabe gerecht zu werden.
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