Ruthis Lüneburg-Blog: Noch mehr Kunst in Lüneburg. Verfasserin: Ruth Heume
von Winfried Machel am 14.10.2022Die Sammlung Henning J. Claassen
Geschrieben von Ruth Heume
Manchmal brauche ich einen kleinen Schubs. Jemanden, der mich anregt, mal wieder etwas Anderes zu unternehmen – weit ab von Hunden und Toastmasters. So ganz bin ich immer noch nicht wieder angekommen in der Kunst- und Kulturwelt der Vor-Coronazeit, und so entgeht mir möglicherweise das eine oder andere Event. Daher war ich dankbar, als die XING-Gruppe Lüneburg aktiv zur Führung durch die Kunstsammlung Henning J. Claassen einlud. Die Gruppe war bisher in der Tat recht aktiv: Neben den monatlichen Stammtischen wurden zahlreiche Events organisiert. Vielen Dank an dieser Stelle dafür! Gerade für Neu-Lüneburger eine tolle Sache. Leider stellt XING zum Jahresende die Gruppen vollständig ein. Ein Umzug der Gruppe zu LinkedIn ist in Arbeit. Wer nichts verpassen möchte, folgt am besten Jasmin, die sich der Sache netterweise angenommen hat.
Nun aber zu Henning J. Claassen. Der gebürtige Lüneburger, Jahrgang 1944, gründete bereits 1971 sein erstes Unternehmen. 1989 eröffnete er das Hotel Bergström, das nicht nur Lüneburgern als „Rote-Rosen-Hotel“ bekannt ist. Bis heute werden die Außenszenen der Telenovela dort gedreht. Doch seit das Hotel 2017 an die Dormero-Gruppe verkauft wurde, erinnert im Inneren nichts mehr an den Glanz der Rosen-Zeit. Wer noch ein „echtes“ Claassen-Hotel erleben möchte, der muss wahrscheinlich in die Niederlande fahren. Dort hat Henning J. Classen mittlerweile das Parkhotel De Wiemsel übernommen.
Der Unternehmer ist auf seinen beruflichen Reisen in über 40 Jahren auf der ganzen Welt herumgekommen. Die Erfahrungen, die er dort bei Hotelaufenthalten machte, steckte er einst in das Bergström. Das sah und spürte man überall, denn hier war an alles gedacht. Doch Claassen hatte nicht nur eine Schwäche für gut durchdachte Hotels, sondern auch für zeitgenössische Kunst. Dabei stand für ihn nach eigenen Angaben immer die Freude an der Kunst im Vordergrund, nicht die Geldanlage:
Eigentlich sammelte ich immer in dem Bewusstsein, die Werke irgendwann in einer Galerie auszustellen. Kunst zu besitzen und sie nicht jedermann zugänglich zu machen, die Freude an ihr nicht zu teilen, wäre schade. Viele Sammler erwerben Kunst, weil sie eine Wertsteigerung erwarten. Ich hingegen habe die Wertsteigerung in meinen Unternehmen gesucht, nicht in der Kunst. Die Leidenschaft des Sammelns ist tatsächlich rein emotionaler Natur.
Seit dem 1. September dieses Jahres stellt der Lüneburger nun einen Teil seiner Sammlung der Öffentlichkeit zur Verfügung. Dazu wurde eigens ein neues Gebäude errichtet. Der moderne Bau am Sankt-Ursula-Weg 1 liegt perfekt eingebettet zwischen Theater, Musikschule und Salzmuseum.
Mit einem Eintrittspreis von 4 Euro (ermäßigt 2 Euro) bleibt der Kunstsammler seinem Motto treu, Kunst für jedermann zugänglich machen zu wollen. Es lohnt sich, weitere 4 Euro in den Katalog zu investieren. In deutscher und englischer Sprache gibt es zu jedem der 120 Werke eine kurze Erläuterung.
Ich hatte, wie erwähnt, das Glück, an einer Führung teilzunehmen. Eine weitere glückliche Fügung: Der Chef selbst führte durch die Ausstellung, was wir der Tatsache verdankten, dass die eigentliche Führerin kurzfristig ausgefallen war. Führungen gibt es nur für Gruppen (max. 20 Personen, zum Preis von 50 Euro zusätzlich zum Eintrittspreis) und Schulklassen.
Es ist natürlich eine besondere Ehre, wenn der Sammler selbst seine Lieblingsstücke präsentiert. Doch eine Stunde ist eigentlich viel zu kurz. So fühlte ich mich ein wenig gehetzt und hatte Mühe, allen Anekdoten zu folgen und gleichzeitig noch das eine oder andere Objekt näher zu betrachten oder zu fotografieren. Selbstverständlich hätten wir hinterher noch Zeit gehabt, weiter durch die Ausstellung zu gehen. Doch zuhause warteten zwei Hunde, die sich erst langsam daran gewöhnen müssen, dass Herrchen und Frauchen auch mal ein bisschen länger wegbleiben. Ich muss also unbedingt wiederkommen.
Auch auf das Fotografieren und Schreiben hatte ich mich nicht wirklich eingestellt. Meine auf die Schnelle geschossenen Handyfotos müssen es daher an dieser Stelle tun. Aber der Bericht soll ja lediglich neugierig machen und Dich anregen, Dir selbst ein Bild von der Ausstellung zu machen. Großartig kommentieren möchte ich die Werke auch gar nicht. Mir gefällt die Sammlung alles in allem sehr gut. Und ich bin ja sowieso der Meinung, dass Kunst Geschmacksache ist. Es gibt übrigens auch ein weißes Bild (Ihr erinnert Euch an meinen vorigen Blogbeitrag?) Na ja, einen Uecker „muss“ man als Kunstsammler dann eben vielleicht doch haben.
Die Ausstellung ist Donnerstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet (Fotografieren ausdrücklich erlaubt!). Es gibt auch ein Café, und das, was ich in der Kuchentheke sehen konnte, sah verlockend aus. Bei Kaffee und Kuchen (oder auch einem Glas Wein) einen entspannten Blick auf die Bilder zu werfen, kann ich mir sehr gut vorstellen. Nur wenn da eine Horde Gruppengeführte wie wir durchlatscht, ist es vielleicht nicht ganz so gemütlich. Da das Café im Erdgeschoss in die Ausstellung integriert ist, ist ein Besuch verständlicherweise nur mit Eintrittskarte möglich.
Nun wünsche ich Dir viel Spaß und bin gespannt, wie es Dir gefällt! Schreib mir doch gerne einmal.
Geschrieben von Ruth Heume
www.ruthislueneburgblog.com
© Fotos: Ruth Heume
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