Lüneburg, am Montag den 06.05.2024

Schaukeln beim Oktoberfest

von Carlo Eggeling am 06.09.2023


Tom Heine ist 23 Jahre jung und ein mutiger Mann: Er hat rund eine Million Euro investiert in das Karussell Air Power, eine Schaukel, die mit vier Gondelarmen 21 Meter hoch über die Besucher des Herbstmarktes auf den Sülzwiesen schwingt. Zwanzig Jahre lang müsse er das Spaßgerät abzahlen, dann bleibe noch eine Rate über, erzählt er und grinst selbstbewusst: "Man muss nach vorne schauen, nur so geht es weiter." Wo seine Zukunft liegt, ist ihm klar, seitdem er ein Steppke war: "Ich will Schausteller werden."

Am Freitag beginnt das Oktoberfest unter bayerischen Farben weiß und blau, das verspricht die Wetterprognose. Zünftige Musik von Andreas Autengruber und seinem Original-Enzian-Sextett sowie den "Zipfelklatschern" im 2500 Gäste fassenden Festzelt, dazu Hax'n und die Maß Bier -- der Weißwurst-Äquator verschiebt sich bis Montag bis zum Kalkberg. Am Freitag können Karussell-Begeisterte von 14 bis 16 Uhr Chips an allen Fahr- und Laufgeschäften zum halben Preis erwerben. Die Tickets gelten an allen Tagen.

Eben auch bei Tom Heines Air Power. Seine Super-Schaukel erlebt in Lüneburg ihren vierten Einsatz. Gebaut wurde sie in den Niederlanden. Neue Fahrgeschäfte sind selten. Denn die Branche blickt nicht ohne Sorge in die Zukunft, da überlegt sich manch einer, ob er Hunderttausende in so ein Geschäft steckt.

Der Bremer Heine hingegen glaubt an eine positive Entwicklung. Seine Familie ist in der fünften Generation im reisenden Gewerbe zu Hause, eigentlich sogar schon seit 1650, hat ein Verwandter herausgefunden: "Da gab es Belustigung auf Märkten, dann den Zirkus und schließlich die Schaustellerei."

Schausteller müssen in mehrerlei Hinsicht beweglich sein. Sie bauen ihre Geschäfte nicht nur mehr oder weniger deutschlandweit auf, oftmals betreiben sie ganz unterschiedliche Betriebe. So auch die Heines, die mit dem auch in Lüneburg bekannten Fahrgeschäft Hurricane unterwegs sind. Auf dem Weihnachtsmarkt in Hamburg stehen sie mit Ständen für Schmalzkuchen, Champignonpfanne und Glühwein. 20 bis 30 Märkte steuern sie über das Jahr an.

Das Treiben auf den Jahrmärkten lässt sie nicht los: "Meine Schwester und mein Zwillingsbruder haben studiert, aber die sind wieder zurückgekommen", sagt der Jungunternehmer. Eine solide Ausbildung ist für ihn selbstverständlich: "Ich habe Metallbauer gelernt." Doch auch von Zahlen muss er etwas verstehen. Nur an der Kasse sitzen, die Gondeln schwingen lassen und einen Spruch aufzusagen, reicht nicht.

An die Ilmenau kommt er gern, das Publikum sei freundlich, man könne Gerät und Wohnwagen gut aufstellen und mit den Kollegen gebe es ein gutes Miteinander. Am Mittwochnachmittag hilft ein Nachbar mit dem Kran an seinem Lkw ein zentnerschweres Teil an Heines Air Power zu befestigen. Eigentlich hätte Heine es gemeinsam mit seinen Mitarbeitern per Hand in die Höhe hieven müssen. "Wir haben zwar etwas in den Armen, aber so ist es natürlich besser." Er lacht und sagt: "Nach Lüneburg fahren wir immer mit einem Lächeln." Carlo Eggeling


Gut zu wissen:
Offiziell eröffnet wird der Markt am Freitag um 17 Uhr im Festzelt mit dem Fassanstich. Kurz vor 22 Uhr erleuchtet ein Höhenfeuerwerk den Himmel.
Veranstalter ist die Stadt Lüneburg. Als Partner wurde die Polizei gewonnen, die mit ihrer mobilen Wache präsent ist, sowie den ASB, der bei kleineren Blessuren direkt vor Ort helfen kann.
Die Öffnungszeiten im Überblick: Freitag, 14 bis 23 Uhr*/ Samstag, 15 bis 23 Uhr* / Sonntag, 15 bis 23 Uhr* / Montag, 15 bis 22 Uhr
*Festzelt eine Stunde länger geöffnet

Wer im Zelt einen Tisch für eine Gruppe reservieren will, wendet sich an Festwirt Benno Fabricius:
schausteller-verband-lueneburg@arcor.de
oder Telefon: 0152 06720269

© Fotos: ca


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