Lüneburg, am Sonntag den 04.05.2025

Scheiden für alle

von Carlo Eggeling am 02.12.2023


Meine Woche

Politisch-privat-politisch



Das gemeinsame Glück erfährt oftmals eine überschaubare Dauer, 137 000 Ehen wurden vergangenes Jahr geschieden, weiß das Statistische Bundesamt. Umgerechnet kam auf drei Eheschließungen in Deutschland etwa eine Scheidung. So tragisch das sein mag, es ist Alltag. Erstaunlich daher, dass die Oberbürgermeisterin im Rat, der politischen Vertretung der Bürger, mitteilt, dass ihr Mann und sie sich getrennt haben. Sie betont in ihrer Erklärung, dass sie generell Berufliches und Privates trenne, sie wolle aber so etwaigen Gerüchten entgegentreten.

Aha. Welche Gerüchte bei Alltäglichem? Wenn sie Job und Privates trennen möchte, könnte sie fleißig wie sonst eine Botschaft bei Facebook und Instagram in die Welt schicken. Oder ist es doch anders? Huldigt sie dem alten Grundsatz der Frauenbewegung aus den 1970er Jahren: Das Private ist politisch? Da ging es um strukturelle Gewalt in Beziehungen, bei der Kindererziehung, die "Natur der Geschlechterrangordnung".



Sehr eigen wird es, wenn die Trennung über die Pressestelle des Rathauses in Redaktionen verschickt wird. Da scheint Frau Kalisch Privates und Berufliches deutlich zu vermischen. Vor ein paar Jahren wäre Empörung aufgebrandet, hätte der Oberbürgermeister Mitarbeiter, die der Steuerzahler bezahlt, für so etwas benutzt. Die das damals kritisiert haben schweigen. Na ja. Man kann sich nicht um alles kümmern.

Es laufen einige Gerüchte aus dem Rathaus und aus der Politik über die Stadtgrenzen hinaus über Frau Kalisch um. Und wenn sich ein neues Glück anbahnt, hören wir davon, um eventuellen Tuscheleien entgegenzutreten? Diese Thematik war bislang eher Stars und Sternchen in einschlägigen Magazinen vorbehalten. Liegt es am alten neuen Medienberater, der sie seit dem Wahlkampf begleitet und nun ein Büro im Rathaus hat? Ach ja, über mich wissen sicher einige besser Bescheid als ich selber. Wie das so ist. Ich bin gespannt.

Klar beruflich hat Landrat Jens Böther Privates gelöst, als er kürzlich von seiner Krebserkrankung berichtete. Kurz: Er falle längere Zeit aus gesundheitlichen Gründen aus, so lange führt die Erste Kreisrätin Yvonne Hobro die Geschäfte. Das ist politisch, weil es die Bürger betrifft.



Besonders bürgerfreundlich liest sich eine automatisierte Antwort, die der Bereich Mobilität des Rathauses auf E-Mail-Anfragen schickt: "Aktuell ist unser Bereich aufgrund eines hohen Krankenstandes nur stark eingeschränkt erreichbar. Dies bedeutet, dass Ihre Anfrage NICHT oder nur mit einer großen zeitlichen Verzögerung bearbeitet werden kann." Malade Mitarbeiter, da kann's dauern, das versteht man. Dass die Anfrage aber nicht bearbeitet wird und das ohne Reaktion, ist schon besonders. Wer sich so einen Text ausgedacht hat, hat völlig verstanden, dass eine Verwaltung als Dienstleister für die Einwohner da sein sollte.



Schön auch, dass es angeblich laut Verwaltung nur einzelne Kritik am neuen Verkehrskonzept im Wasserviertel geben soll. Das wirkt angesichts der verknäulten Einbahnstraßen zumindest originell. Nun melden sich Mieter der rund 30 Parkplätze einer Großgarage an der Baumstraße zu Wort. Sie würden es praktisch finden, wenn die Stadt sie künftig in Richtung Wendisches Dorf/Reichenbachstraße abbiegen lassen würde. Aktuell müssen sie laut Beschilderung über die Kaufhausbrücke abfahren. Kommt gut im Sommer, wenn dort Hunderte hocken bei Bier und Limo. Vielleicht zeigt sich der Bereich Mobilität bei dieser Frage nicht ganz immobil. Mal sehen ob es eine Antwort gibt.



Endlich kann die zweite Welle schwappen, die der Empörung. Die erste rollt verlässlich im Sommer, wenn Lüneburg Stadtfest feiert. Alles zu teuer. Zum zweiten Mal schäumt die Gischt zum Weihnachtsmarkt. Der Glühwein koste zu viel, außerdem nix los bei der Qualität. Zu Hause bekomme man das billiger und besser hin. Naheliegenderweise sollte es doch gähnend leer sein bei so vielen Experten und Sparfüchsen. Ist es irgendwie nicht. Scheint Spaß zu machen, gemeinsam mit anderen unterwegs zu sein, das Programm drumherum zu nutzen, für das man nichts extra zahlen muss.



Wenn die Sofa-Spezialisten zu Hause bleiben, kann ich gleich entspannter über die Märkte bummeln. Die anderen treffe ich bestimmt. Entspanntes Wochenende. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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