Shoah-Gedenktag und Gedenkstunde auf dem Jüdischen Friedhof
von Hajo Boldt am 29.01.2024Lüneburg. Am vergangen Samstag fand ein Gedenken zur Shoah an der Synagogen-gedenkstätte am Schifferwall statt. Am Sonntag wurde in einer Gedenkstunde in der neu renovierten Trauerhalle auf dem Jüdischen Friedhof gedacht. Es war die erste Gedenkstunde seit sehr langer Zeit. Sie galt der Erinnerung an Leid und Auslöschung jüdischen Lebens durch die Nationalsozialisten und der Zerstörung des jüdischen Friedhofes „Am Neuen Felde“. Mit 50 teilnehmenden Besuchern war die Trauerhalle gut gefüllt. Durch das lange Zeit zugemauerte, dezent gehaltene Buntglasfenster strahlte lichtdurchflutend die Nachmittagssonne von der Westseite her, unterstützt von einer hell leuchtenden Wandbeleuchtung und gab der Veranstaltung einen freundlichen, würdevollen Rahmen. Der ganze in hellem grau und warmen beige erstrahlende Raum ist sehr bedacht und mit den gedeckten Farben in Anlehnung an die frühere Farbgebung renoviert worden. Somit ist an dieser Stelle ein Kulturdenkmal bewahrt worden. Die Menora, auch bekannt als siebenarmiger Leuchter, ist eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums. Ein solcher Leuchter konnte jetzt bei der Gedenkveranstaltung in der Trauerhalle erstmals wieder angezündet und bewundert werden. Er stammt aus dem aufbewahrten Besitz einer Reppenstedterin und soll der Synagogengemeinde in Hamburg zugehörig gewesen sein. Bei jeder Gedenkrede der Vorstandsmitglieder der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (CJZ) wurde jeweils eine der Kerzen angezündet, bis zum Schluss alle sieben leuchteten. Es gedachten und sprachen Pastor i.R. Hans-Wilfried Haase, Christoph Dohmen, der auch schon am Vortage das Gedenken an die Shoa eingeleitet hatte. Des weiteren erinnerten Herwig van Nieuwland, Michael Elsner, Frau Kirchner, Maja Schütte-Hoof und Käte Gudemann an die Schrecken und an das erlittene Leid vieler Personen. Und an die Schändung des Friedhofes 1938 nach der Reichpogromnacht durch NSDAP und SA durch Zerstörung. Stadtgartenmeister Werner Rößner war mit Abtransport der Grabsteine sowie Aufräumungsarbeiten damals beauftragt worden. Die jetzige Renovierung angeschoben hatten der das Projekt ausführend leitende Architekt Heinz Henschke, Herwig van Nieuwland und Hans Christian Schimmelpfennig. Über der Eingangstür der Nordseite zur Trauerhalle konnte auch der alte Schriftzug wieder freigelegt und dadurch sichtbar werden.
Auf dem 2082 m² großen Friedhof, der hier „Am Neuen Felde“ 1823 erworben und angelegt wurde, befinden sich jetzt noch 14 Grabsteine. Diese waren beim Bau eines in der NS-Zeit errichteten Behelfsheimes des Reichsarbeitsdienstes verwendet worden und tauchten 1967 beim Abriss des Heimes unter den Fundamenten auf.
Die in der NS-Zeit beschädigte Trauerhalle wurde vom Architekten Franz Krüger 1912 als Leichenhalle gezeichnet und errichtet. Die Gedenktafel in Bronze ist zur Zeit noch abmontiert. Ihr Text lautet: „Es ist nicht bekannt, wo im Mittelalter die Lüneburger Juden - die im Jahre 1350 ausgerottet wurden - Ihre Toten begruben. In der Neuzeit mußten Lüneburgs Juden von 1755-1823 warten, ehe sie innerhalb der Stadt Ihre Leichen beerdigen konnten. 1827 fand die erste, 1939 die letzte Bestattung statt. Später wurden die Grabsteine umgeworfen und die Friedhofsanlagen verwüstet.
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