Sicher oder mit Sicherheit gemein
von Carlo Eggeling am 23.10.2025Aufgespießt
Üble Gesänge
Lüneburgs Freilichtmuseum ist schön anzuschauen, nachdem die Stadt die Autos verbannt hat. Das Kopfsteinpflaster kommt zur Geltung. Museum? Die Altstadt natürlich, das Leben pulsiert dort wie kurz nach Mitternacht auf dem Zentralfriedhof, kaum noch Geschäfte. Es sei denn, man nimmt Ferienwohnungen als Gewerbe. Die findet der Flaneur gefühlt in jedem dritten Haus. Lüneburgs Heilsbringer, die Touristen, drücken sich die Nasen platt, wenn sie Eingeborene durch Fenster in den Backstein-Schönheiten erspähen.
Aus Sicherheitsgründen, so teilte es das Rathaus mit, wurden Parkplätze am Straßenrand abgeschafft. Sehr schön. Sehr schön auch, dass jemand aus der Stadtverwaltung Auf der Altstadt vor die eigene Haustür treten konnte, um das hinreißend persönlich gestaltete Erfolgs-Selfie via Pressestelle ins Netz zu stellen, ungemein naheliegend. Also räumlich. Anwohner scherzen, dass der Chauffeur eben jenes Selfie-Sterns eigentlich nicht mehr vor eben jenem Haus halten darf, um Ein- und Ausstieg zu ermöglichen. Das ist selbstverständlich der Gesang von Übelkrähen, wie auch das nächste Schandlied.
Das geht so: Piloten PS-starker Fahrzeuge sollen angeblich den hindernisfreien Parcours widerrechtlich nutzen. Sie brausen, Scheiß auf die Einbahnstraße, von der Michaeliskirche in Richtung Vierorten, um zu ihren Lieblingsbars zu kommen. Da erleben Nachbarn, so der gemeine Gesang, die überholte Ideologie des ADAC-Slogans aus den 1970er Jahren: Freie Fahrt für freie Bürger. Völlig aus der Zeit gefallen. Geht gar nicht. Also solche gemeinen Gerüchte. carlo
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