Sie brennen — für die Feuerwehr

von Carlo Eggeling am 12.02.2025

Lüneburger Gesichter (70) In lockerer Reihe stelle ich unbekannte Bekannte vor

Eigentlich beginnt die Geschichte mit Freya. Mit ihrer Mutter steht sie vorm alten Radbrucher Spritzenhaus, als die großen roten Autos mit Lalülala losdieseln. "Mama, ich will auch zur Feuerwehr", sagt sie zu Katja Hubert. Die fragt nach, die Brandbekämpfer brauchen ein paar Wochen, dann sagen sie Ja. Radbruch könne eine Kinderfeuerwehr brauchen: "Kannst du machen." Kleines Problem. Katja muss Feuerwehrfrau werden und alles aufbauen. Katja absolviert die Ausbildung, macht so gar den Lkw-Führerschein. Das ist vier Jahre her und der Anfang der "Löschdrachen". Freya war sechs, jetzt ist sie zehn und Mama Leiterin der Kinderfeuerwehr.

An diesem Samstagvormittag sitzen zwei Dutzend Mädchen und Jungen im Gruppenraum des Feuerwehrhauses mit Katja Hubert, Verena Möller und Nils Gründel. Erste-Hilfe steht an. Der ASB hat einen Rettungswagen geschickt. Die beiden Sanis erklären der einen Hälfte der Kinder, wie sie Patienten beispielsweise nach Unfällen beistehen. Der Rest der Rasselbande packt Täschchen mit Verbandsmaterial aus und testet, wie man mit Mull und Co aussehen kann wie eine Mumie.

"Das Üben verbindet", sagt Katja Hubert. "Sie können sich ausprobieren." Die Sechs- bis Neunjährigen lernen spielerisch, was Feuerwehr ausmacht. "Bei einem O-Marsch bilden wir Gruppen, die absolvieren Stationen, bei Spielen müssen sie zusammen Lösungen finden. Etwa wenn sie einen Wassertransport über Kopf machen, ohne nass zu werden." Das üben sie nicht nur mit den Radbruchern, sondern auch mit den Kinderfeuerwehren der anderen Orte der Samtgemeinde: "Darum geht es auch im aktiven Dienst, wir müssen mit anderen zusammen anpacken, die wir manchmal nicht kennen."

Alle Erwachsenen sind ehrenamtlich hier. Sie arbeiten am Fundament der Gesellschaft, am Engagement für andere, ohne zu fragen, was es dafür gibt. Vermeintlich ausgeleierte Wörter wie Leidenschaft, Verantwortung und Mitgefühl füllen sie mit Bedeutung. Die gute Hoffnung: Viele von den Sechs- bis Zehnjährigen wechseln in die Jugendfeuerwehr und von da später in die aktive Wehr.

Das klappt gut. In Zahlen liest sich das für den Landkreis Lüneburg so: Mehr als 100 Kinder sind im Jahr 2024 aus den Kinderfeuerwehren in die Jugendfeuerwehren übergetreten und 71 Jugendliche wurden in die Einsatzabteilungen der Feuerwehren übergeben. 870 Kinder machten vergangenes Jahr in den 52 Kinderfeuerwehren zwischen Amelinghausen und Neuhaus mit, 2023 waren es 809 Mitglieder. Am Zeltlager der Kreiskinderfeuerwehr nahmen 2024 in Dahlenburg 406 Kinder Mädchen und Jungen mit ihren 149 Betreuern teil.

Katja Hubert hat lange Jahre im Außendienst gearbeitet, als Familie eine andere Rolle in ihrem Leben spielte, sattelte sie um und wurde Erzieherin. Die Mischung kommt der Feuerwehr gut zu pass. Katja Hubert hat Sponsorenangebote verschiedener Stiftungen und Banken entdeckt. So besorgte sie Koffer mit Lehrmaterial zum Thema Wasser mit Mikroskop, Analyse-Sets. Im Paket Nacht finden die Kinder einen Fledermausdetektor und ein Nachtsichtgerät. Mit einem Schwung Funkgeräten können sie bei einer Müllsammelaktion das Funken ausprobieren.

Das Angebot kommt an. 32 Kinder zählen zur Kinderfeuerwehr Radbruch. Mehr können sie im Moment nicht aufnehmen. "17 stehen auf der Warteliste", sagt die Feuerwehrfrau. Lachen, Fragen, Mitmachen. Die Mädchen und Jungen erzählen in der Schule, wie viel Spaß sie haben. Und der geht weiter.

Die Faszination der großen Autos übertragen die Radbrucher auf ein kleines. Katja Hubert hat ihre Kameraden André Bohlmann und Tom Kaiser gewonnen, auf eine Art Bollerwagengestell ein einen Kasten zu setzen, der aussieht wie ein Gerätenwagen, ausgestettet mit Schläuchen, Werkzeug en miniature. Neu würde so ein Wagen bis zu 15 000 Euro kosten, erzählt Katja Rudolph. Also packen die Feuerwehrleute selber an und wollen es für rund die Hälfte schaffen. Dafür brauchen sie noch Spenden: "Wir freuen uns über Unterstützung." Die Volksbank haben sie schon überzeugt, die stockt die Spenden auf.

Das nächste Abenteuer beginnt. Carlo Eggeling

Wer unterstützen möchte:
Volksbank
IBAN DE 33 660 600000000 137749
Stichwort P29980 Kinderfeuerwehr Trainingsauto

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