Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

So‘ne Kacke — ein Besuch am Inselsee

von Carlo Eggeling am 10.09.2023


Wenn Bernd Schmidt auf den Inselsee blickt, sagt er "Kacke". Derb, aber das Wort beschreibt, was an den Ufern und den Liegewiesen zu sehen ist und was dort liegt. Der Sand ist schwarz, wer ins Wasser geht, tapst durch Dreck. Schmidt und andere haben kürzlich eine Menge von dem Zeug zusammengeharkt. Verantwortlich sind Kanadagänse, die sich hier in den vergangenen Jahren niedergelassen haben. Die Badefreunde finden, so kann es nicht weitergehen. Eine Handvoll Inselsee-Fans hat zum Ortstermin eingeladen, um zu zeigen, warum. Sie kritisieren die Gemeinde Scharnebeck, die zu wenig tue. Das wiederum weist Bürgermeister Stefan Block zurück und entgegnet, so einfach sei es nicht -- sonst hätte er längst eine Lösung umgesetzt.

Einig sind sich beide Seiten, dass die Hinterlassenschaften der Gänse schlicht nerven. In diesem Jahr sind es weniger Tiere als im vergangenen, aber 80 bis 100 Vögel fühlen sich an den Ufern wohl. Sie loszuwerden ist nicht einfach. Neben dem Kot gebe es eine weitere Herausforderung, den Vandalismus. Zerdepperte Flaschen, Brandstellen auf Tischen. Die üblichen Blödmänner und -frauen am Werk.

Es gibt Positives. Schmidt und sein Kreis loben, dass zwei Hundestrände und Parkplätze hergerichtet wurden, zudem habe man einen Teil des Sees renaturiert. Das Kiosk-Gebäude hat frische Farbe erhalten. Dann kommt die Kritik: Die Gemeinde mähe zu selten den Rasen, vor allem aber trage sie die "Kacke" nicht ab. Das sei zum einen ekelhaft, zum andere fürchten Gäste eine Gesundheitsgefahr. Der Bürgermeister habe alles an sich gezogen, unternehme aber zu wenig.

Block atmet am Telefon einmal hörbar durch und hält gegen. "Wir können die Gänse nicht abschießen, und das will ich auch nicht", sagt der Grüne. Er habe mit der Naturschutzbehörde gesprochen. "Hätten wir eine Chance, die Gänse zu vergrämen, hätten wir das natürlich getan." Er kennt die Vorschlag, Schwäne aufs Wasser zusetzen, die dann die anderen Flattermänner vertreiben: "Die Schwäne müssten wir haben, und sie müssten bleiben." Dafür gebe es keine Garantie.

Zudem gelte: Natur und Badesee existieren nebeneinander. Die Alternative: das Gewässer sperren und einen reinen Natursee daraus machen. Das könne nicht im Sinne der Badefreunde sein.

An Ufern sei Sand aufgeschüttet worden, um den Zustand zu verbessern. Eine weitere Idee sei, den Grund des Sees an den Rändern abzusaugen. Dafür bedürfe es einer Genehmigung. Aber eins sei auch klar: "Ich kann da nicht jeden Tag die Gemeindearbeiter hinschicken." Und zusätzliches Personal einzustellen, sei nicht drin: "Wir erheben keine Gebühr, wer den See nutzt, nutzt ihn kostenlos."

Doch hat Block einen Ansatz, den Gänsen das Leben sauer zu machen? Ja. Er kenne den See, gehe fast täglich mit seinem Hund hier spazieren. So entstand die Idee, im Herbst und im Winter früh morgens ein Training für Jagdhunde anzubieten. Die Vierbeiner könnten das düngende Geschwader vertreiben. So weit die Theorie.

Block blättert zudem den Ideenkatalog auf, was noch alles passieren soll: Statt einer Grillstation soll es Picknickbereiche geben, eine Obstwiese soll kommen, neben den Container,n die am Kiosk stehen, sollen die Stufen und Platten saniert werden, defekte Tische möchte der Bürgermeister austauschen, auch die Toiletten sollen auf Vordermann gebracht werden.

Wie und wann alles angegangen wird, hänge davon ab, wie man Fördermittel einwerben könne. Die Badegäste kennen manche der Pläne. Sie bleiben skeptisch und warten auf Taten. Es gibt noch einen Punkt, bei dem sich beide Seiten einig sind: Im kommenden Jahr öffnet das Freibad in Adendorf nicht, weil es saniert wird. Dann dürften noch mehr Wasserratten den idyllischen Inselsee ansteuern. Wäre schön, wenn sie sich über einen besseren Zustand freuen könnten. Carlo Eggeling

Die Fotos geben einen Eindruck von der Lage am Inselsee. Bernd Schmidt gehört zu denen, die vergangenes Wochenende zum Saubermachen kamen, er ist Stammgast am FKK-Strand.

© Fotos: ca / Leser


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