Lüneburg, am Mittwoch den 24.12.2025

Spurensuche — ein verschwundenes Kloster

von Carlo Eggeling am 23.12.2025


Die älteste Stadtansicht Lüneburgs findet sich auf dem Heiligenthaler Altar, Hans Bornemann malte das Bild in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Ansicht ist heute in der Nicolaikirche zu sehen. Doch schon der Name des Altars sagt: Heiligenthal war wichtig. Und spielte vor Jahrhunderten eine große Rolle für Lüneburg, heute ist die Niederlassung der Gemeinschaft fast vergessen. Auf Spurensuche hat sich Hans-Herbert Sellen gemacht. Der ehemalige Schatzmeister des Arbeitskreises Lüneburger Altstadt hat für den Museumsverein für das Fürstentum Lüneburg ein detailreiches Werk vorgelegt. Der Titel: Das Prämonstratenser-Kloster Heiligenthal.

Der Orden geht auf Norbert von Xanten zurück. Er zog im 12. Jahrhundert als Wanderprediger über das Land. Sein Vorbild: Jesu und seine Jünger, die besitzlos lebten. Mit seinen Anhängern gründete er 1120 im Tal von Prémontré bei Laon nahe Reims eine Gemeinschaft. Daraus entstand ein Kloster, Norbert blieb auf der "Walz" und gründete weitere „Filialen“. Seine Idee verbreitete sich bis in den Norden.

Die Mönche waren 1382 in die sicherere Stadt Lüneburg gezogen, nach sieben Jahren hatten die Männer ihre Kirche fertiggestellt. Ihr Besitz lag zwischen Am Berge, Wandfärberstraße und Conventstraße. Konvent erinnert bis heute an den Bezug. Doch der katholische Glauben erlebte schwere Konkurrenz, Martin Luthers Glaube setzte sich in vielen Fürstentümern und Königreichen durch. Lüneburg wurde wie andere Städte evangelisch. Im Zuge der Reformation verkauften die letzten Mönche das Kloster an die Stadt Lüneburg.

Autor Sellen stöbert sich sozusagen durch das Gebiet zwischen heutigem Karstadt-Parkhaus und Ilmenau, belegt die Spuren des Klosters. Er beleuchtet auch, was damals was für viele Lüneburger, die die Enge der Stadtmauern begrenzte, selbstverständlich war: Gärten vor der Stadt, beispielsweise vor dem Lüner und dem Bardowicker Tore. Sellen belegt mit alten Dokumenten, dass die Mönche Ländereien verkaufen mussten -- Ebbe in der Kasse zwang sie dazu.

Die Kirche der Gemeinschaft diente nach Auflösung des Klosters lange Zeit als Salzlager; im frühen 19. Jahrhundert wurde sie abgebrochen.

Sellen, der zig Aufsätze in den Aufrissen des ALA veröffentlichte und mit anderen Autoren die Stadtgeschichte beleuchtete, war in seinem Berufsleben Steuerberater und Schatzmeister des ALA. Gewohnt akribisch wertet er Quellen aus, belegt mit alten Stadtplänen, Ansichten und Fotos die wechselvolle Geschichte des Klosters Heiligenthal und damit eines Viertels in Lüneburg.

Ein nimmermüder Begleiter, wenn es um Lüneburger Geschichte geht, ist Dirk Hansen. Der ehemalige Ratsherr und Historiker hat Sellen bei seiner Arbeit unterstützt. Für Liebhaber lokaler Geschichte ist das 191 Seite starke Werk ein Spaziergang durch die Salzstadt, bei dem es vieles Gewohnte neu zu entdecken gilt.

Die Geschichte des Kloster ist im Buchhandel für 19,80 Euro erhältlich. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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