Lüneburg, am Freitag den 15.08.2025

Straßenkunst oder Sperrmüll-Romantik?

von Winfried Machel am 13.08.2025


Kleine Bühne, große Meinung Straßenkunst oder Sperrmüll-Romantik? Von Winfried Machel Es beginnt oft harmlos: ein kleiner Karton auf dem Gehweg, darauf ein liebevoll geschriebenes Schild – „Zu verschenken“. Drin: zwei Bücher, ein Kerzenständer, vielleicht eine Kaffeetasse. Der Passant lächelt, nimmt sich etwas, geht weiter. Schön, denkt man, dass Dinge noch ein zweites Leben bekommen. Doch wie so oft im Leben: Es bleibt nicht beim Anfang. Bald steht neben dem Karton ein wackeliger Küchenstuhl. Dann ein ausrangierter Wäscheständer. Irgendwann landet ein alter Röhrenfernseher daneben – ohne Stromkabel. Und plötzlich sieht die Straße aus, als käme morgen der Sperrmüll. Nur: Der kommt nicht. Was hier passiert, ist ein seltsamer Mix aus Nachhaltigkeitsgedanken, Bequemlichkeit – und dem festen Glauben daran, dass sich immer jemand freut, wenn er kostenlos ein defektes Raclettegerät abholen darf. Dass dieser „Straßenflohmarkt ohne Flohmarkt“ auch seine Schattenseiten hat, interessiert weniger. Schließlich ist man ja umweltbewusst – und die Ordnungsbehörde hat anderes zu tun. Ich frage mich: Ist das nun gelebte Bürgerfreundlichkeit oder schlicht die Auslagerung des eigenen Dachbodens ins öffentliche Straßenbild? Vielleicht braucht es eine klare Regel: Wer etwas zu verschenken hat, soll es hübsch herrichten – und spätestens nach zwei Tagen wieder wegräumen. Sonst ist aus „Zu verschenken“ schnell „Zu entsorgen“ geworden. Bis dahin bleibt uns nur, bei jedem Spaziergang zu rätseln: Ist das noch eine Einladung zum Stöbern – oder schon eine stille Sperrmüllankündigung?

© Fotos: Winfried Machel


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