Tipps des Waldbrandexperten
von Carlo Eggeling am 23.07.2023Die Urlaubsregionen toben Waldbrände. Doch was tun, wenn man davon betroffen ist? Der Lüneburger Fachmann für Waldbrände und Fachberater für Vegetationsbrände, Dr. Michael Herrmann, gibt Hinweise.
19.000 Menschen, Einwohner und Urlauber, mussten gestern in teils dramatischen Rettungsaktionen vor herannahenden Vegetationsbränden auf der griechischen Urlaubsinsel Rhodos in Sicherheit gebracht werden. Selbst mit Booten und Schiffen wurden ca. 3.000 Touristen von den Stränden
evakuiert, auf die sie sich zunächst vor den sich schnell ausbreitenden Flammen geflüchtet hatten. Es habe sich um die größte Rettungsaktion in der Geschichte Griechenlands gehandelt, hieß es aus dem Büro des griechischen Ministerpräsidenten.
Es sind Bilder, an die wir uns gewöhnen müssen. Wer im Hochsommer in Mittelmeerländer reist, muss damit rechnen, in Situation wie diese zu geraten. Mit den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels steigt die Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse. Überraschen dürfte es uns das bei nüchterner Betrachtung eigentlich nicht. So würde sich kaum jemand wundern, in der Hurrikan-Saison in Florida in einen heftigen Sturm zu geraten oder in der Tornado-Saison im Mittleren Westen der USA eben einen solchen zu Gesicht zu bekommen.
Wer also vermeiden will, solche Erfahrungen zu manchen, reist zu diesen Zeiten nicht in diese Regionen. Nichts anderes gilt für die besonders feuergefährlichen Regionen des Mittelmeers.
Wer dennoch die Reise antreten will, kann bereits im Vorfeld einiges tun, um das Risiko bei einem Vegetationsbrand zu Schaden zu kommen zu minimieren. Das fängt bereits mit der Auswahl des Urlaubsortes und des Hotels an. Doch worauf sollte man achten?
Über Dienste wie google earth lässt sich eine erste Risikoeinschätzung vornehmen:
> Liegt der Ort/das Hotel in einem Waldgebiet oder Ödland oder grenzt unmittelbar an ein solches an?
Solche Lagen mögen idyllisch sein. Im Fall eines Vegetationsbrandes erhöhen sie aber das Risiko, von
einem Vegetationsbrand eingeschlossen zu werden.
> Verfügt der Ort/das Hotel über gut erschlossene Zu- und Abfahrtswege?
Gut erschlossene Zu- und Abfahrtswege erleichtern nicht nur Löschmannschaften die Arbeit, sie sind auch unabdingbar für eine möglichst reibungslose und zügige Evakuierung im schlimmsten Fall. Als echte „Fallen“ können sich solche Ortschaften oder Gebäude erweisen, die nur über eine einzige schmale Zufahrt zu erreichen sind, die möglicherweise dann auch noch durch Wald oder Ödland
führt.
> Verfügt die Ortschaft oder das Hotel über eine „Pufferzone“ zu angrenzender Vegetation?
Solche Pufferzonen oder Schutzstreifen können dazu beitragen, dass ein herannahender Vegetationsbrand nicht auf Gebäude übergreift. Achten Sie auch auf die Bauweise des Hotels/der Ferienunterkunft! Eine massive Bauweise mit einem „harten“ Dach aus Beton oder Ziegeln, schützt deutlich besser vor einem Vegetationsbrand als Gebäude, in denen viel Holz verbaut wurde.
> Doch auch am Urlaubsort kann man bereits im Vorfeld einiges für seine Sicherheit tun.
- Fragen Sie das Hotelpersonal oder Ihren Vermieter nach Evakuierungsplänen oder Dienste bzw. Apps, die sie im Brandfall vorwarnen und installieren sie diese auf ihrem Smartphone.
- Informieren Sie das Hotelpersonal oder Ihren Vermieter, wenn Sie Ausflüge in Wälder unternehmen und erkundigen Sie sich im Vorfeld nach der Brandgefahr. Bei sehr hoher und extremer Brandgefahr (wie derzeit in weiten Teilen Griechenlands) sehen Sie von solchen Ausflügen ab!
- Machen Sie sich bei Tageslicht mit möglichen Fluchtwegen, um Ihr Ferienobjekt vertraut.
- Sollte es zu einem Feuer kommen, dass Ihr Ferienobjekt bedroht, beachten Sie in jedem Fall die Anweisungen der Sicherheitsbehörden und/oder des Hotelpersonals.
- Schließen Sie alle Türen und Fenster. In den meisten Fällen greift das Feuer nicht direkt, sondern durch Funkenflug auf Gebäude über, die ihren Weg durch offene Fenster und Türen ins Gebäude finden und dort leicht brennbare Materialien, wie Gardinen entzünden.
- Treten Sie auf keinen Fall auf eigene Faust und alleine die Flucht an! Das Risiko in einem Ihnen unbekannten Gebiet auf der Flucht vor dem Feuer zu Schaden zu kommen, ist deutlich größer, als in einem festen Gebäude zu verbleiben.
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