Trommler auf dem Platz und im Rathaus
von Carlo Eggeling am 19.08.2023Meine Woche
Trommler
Seit 30 Jahren trommelt ein Anhänger für seinen LSK. An den Sülzwiesen, wo der Verein nun auflaufen soll -- nur zur Probe versteht sich, auch wenn dort seit Jahrzehnten Kicker dem Ball hinterherrennen --, muss das ein Problem sein. Anwohner fühlen sich gestört. Man kann das verstehen. Wer mag Wettkampf? Die Tonanlage habe man gewaltig reduziert, wurde auf einer Bürgerversammlung verkündet. Aber eben nicht völlig.
Es gibt einen Weg. Immer mehr Menschen tragen Stöpsel in ihren Ohren und sind so mit der Welt verbunden. Da liegt die Zukunft. Auch für den Trommler. Ordner propfen allen Zuschauern I-pods in die Löffel, da braucht es keine Lautsprecher mehr. Der Trommler könnte so quasi nur noch elektronisch auf die Pauke hauen. Getüfftelt werden muss noch daran, dass Spieler nicht zu knallend gegen den Ball treten. Jubel oder Trauer bei Toren braucht nicht stimmlich erfolgen. Denken wir an eine große WhatsApp-Gruppe, in die alle lachende oder weinende Gesichter schicken. Zack, bumm, leise.
Die Fußballfreunde sollten sich ihrerseits positionieren, nicht dass Nachbarn Rasen mähen oder Grillen. Dieses Gebruzzel platzender Bratwürste ist unerträglicher Krach; riechen tut´s auch noch. Ich hoffe, dass VfL und LSK mit der Stadt klare Regeln vorgeben. Auch Sportler haben ein Recht auf akustische Unversehrtheit.
Vor einem Jahr stellte die Oberbürgermeisterin den Bürgern ihr "Team" vor. In der Pressemitteilung klang es, als habe sie ein schlagkräftiges lang agierendes Trio zusammengestellt für "strategischen Planungsprozesse zur ressourcenschonenden Weiterentwicklung der Stadt in eine neue Struktur". Florian Beye sollte Themen bearbeiten, "die mit Öffentlichkeit sowie Bürger:innenanliegen zu tun haben".
Florian Beye ist nun wieder in der Pressestelle der Stadt gelandet, nachdem eine geschätzte Kollegin verschoben wurde, mit Öffentlichkeit hat er also weiter zu tun. Andere Ebene. Nun kommt Sebastian Balmaceda als persönlicher Referent an die Seite der Frau OB. "Damit ist das Team Kalisch weitgehend komplett", sagt Claudia Kalisch. Mal sehen, wie lange das so anhält. Vielleicht ist Beziehung zu einem Parteifreund enger. Es könnte ein deftigerer Ton aus dem Verwaltungssitz erschallen, denn Balmaceda, der mal Voigt hieß, für Lünepost, Landeszeitung und Bild schrieb und sich selbst als "Worteverehrer" sieht, hat den rüden Ton der Bild offenbar mitgenommen. Weniger Florett, als Streitaxt, wenn man auf seine Facebook-Kommentare blickt.
Als Ratsherr, das Mandat muss er abgeben, legte er auch nicht unbedingt die Zartheit und Eleganz von Rilke oder den Wortwitz von Ringelnatz an den Tag. Der politische Gegner, der es wagte, anderer Meinung zu sein, musste sich gefallen lassen von Herrn Balmaceda als "ekelhaft" bezeichnet zu werden. Nun ein anderer Job, vielleicht wird alles sanftmütiger. Neue Impulse kann die Stadt augenscheinlich brauchen.
Zum Schluss kommen wir zu einem, der streitbar und voller Ideen war, der dabei ein gutes Stück Lüneburg erhalten hat. Curt Pomp, Begründer des Arbeitskreises Lüneburger Altstadt. Zig Häuser haben sie seit den 70er Jahren gerettet, denen der Abriss drohte. Kurz vor seinem 90. Geburtstag ist Pomp gestorben.
Ein Verlust, ohne Frage. Doch wenn jemand geht, der so viel hinterlässt, darf man bei der Trauerfeier am Samstagnachmittag ein wenig heiter lächeln: Es macht Hoffnung, dass es solche Menschen gibt, die kantig und harsch sein können, aber die für ihre Visionen brennen und Schönes schaffen. Danke. Und im Himmel gibt es bestimmt etwas zu tun. Curt packt an. Carlo Eggeling
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