Umstrittene Pläne für ein Betonwerk — Unternehmen will bauen
von Carlo Eggeling am 01.10.2024Man sei nicht grundsätzlich gegen ein Gewerbegebiet, aber gegen die aktuellen Pläne -- zwei Dutzend Anwohner aus Ochtmissen kommen am Montagnachmittag an einem Acker zwischen Autobahn, Landwehr und Hamburger Straße zusammen. Pro Pappenburg heißt ihre Bürgerinitiative. Was die nicht will, ist klar: ein Betonmischwerk, das die Firma Manzke aus Volkstorf dort plant. Die Sorge: Lärm, Dreck und vor allem Verkehr. Das Unternehmen zeigt sich gesprächsoffen, will aber an seinen Plänen festhalten, auch wenn es einen Bauantrag zurückgezogen hat.
Geschäftsführer Felix Manzke hat das Grundstück nach eigenen Wort 2021 gekauft. Aus Vorsorge. Ein mobiles Mischwerk im Hanseviertel muss in absehbarer Zeit weichen, deshalb soll ein neuer Standort mit einem festen Werk her. Um es kurz zu machen: Bauzeit vier Wochen, es ist ein geschlossenes System, aus dem kein Staub entweiche, das Wege auf dem Gelände würden regelmäßig gereinigt, sodass beispielsweise kaum Sand umherweht. Manzkes technischer Leiter, Hendrik Hilmer, sagt: "Ein Acker macht mehr Staub." Gutachten lägen vor, die habe die Stadt bereits in einem ersten Verfahren gefordert.
Die Anwohner, auch im nahe Bardowick, befürchten eine Zunahme des Verkehrs, bei der Versammlung am Montag sprach eine Vertreterin der BI von einem "Verkehrskollaps", der schon jetzt herrsche. Manzke verweist auf die Relation: 18 000 Fahrzeuge seien auf der alten B4 täglich unterwegs. Er rechne in der Regel mit 60, 80 vielleicht 100 Lkw-Ladungen. Nicht einmal zehn Prozent würden nach bisheriger Erfahrung Richtung Bardowick fahren, macht sechs bis zehn.
Die Botschaft des Unternehmers ist klar: Das dürfte kaum ins Gewicht fallen. Unabhängig davon zeigt ein Blick auf die Lage, dass die Samtgemeinde zwischen Bardowick und Wittorf große und wachsende Gewerbegebiete ausgewiesen hat, Firmen erhalten und verteilen Ware, Kunden und Mitarbeiter steuern die Betriebe an.
Das überzeugt die Bürger nicht. Sie halten gegen, es sei Aufgabe von Stadt und Kreis, das Leben im Sinne der Menschen zu gestalten. Es könnten sich Firmen ansiedeln, aber kein produzierendes Gewerbe. Der Schulweg müsse sicher sein. Sie habe gezählt, sagte eine der Vorstandsfrauen: Am Montagmorgen seien zwischen sieben und acht mehr als 80 Radler vorbeigekommen. Laster seien eine Gefahr, überhaupt müsse die Situation entschärft werden.
Ein anderer Ansatz: Das geteilte Ochtmissen, also das Dorf und der Bereich am Landwehrweg, würde durch ein Gewerbegebiet wie ein "Keil" getrennt. Augenscheinlich ist das schon heute der Fall: Autobahn und Bahnlinie samt Lärmschutzwänden und -Wällen liegen zwischen den Häusern. Die Idee der BI: Es würde verbindend wirken, wenn Wohnbebauung, die An der Beeke geplant ist, also nahe des Wilhelm-Hänel-Wegs, samt des diskutierten Frauenhauses und einer Kita in das geplante Gewerbegebiet gesetzt würden. Die Erschließung solle nicht über die Bernsteinstraße, sondern über eine Zufahrt näher an der Autobahnauffahrt erfolgen.
Wie berichtet, ist die Stadt, von der sich die BI nach eigener Aussage gut begleitet fühlt, nach den Protesten umgeschwenkt und in ein Bebauungsplanverfahren gestartet. Wird ein solcher Plan aufgestellt, muss der Rat ihn beschließen. Die BI hofft, die Politik von den eigenen Ansätzen überzeugen zu können und andere Schwerpunkte durchsetzen zu können.
Manzke will an seinen Plänen festhalten. Die habe er der Lüneburger Verwaltung vorgelegt, der Politik in Bardowick als auch bei einer Bürgerversammlung in Ochtmissen vorgestellt. Er moniert, dass das Rathaus von einem Baustopp gesprochen habe, es handle sich um eine "Unterbrechung".
Manzke betreibt mit seinen Firmen rund 40 Betonwerke, die liegen durchschnittlich rund 30 Kilometer voneinander entfernt. In der Region betreibe man Außenstellen in Dahlenburg, Schwarzenbek und Winsen. Das habe logistische Gründe. Beton müsse binnen 90 Minuten verarbeitet sein. Daher auch der Standort nahe von Autobahn und Ostumgehung: Die Fahrer seien dort schneller, als wenn sie durch die verstopfte Stadt fahren müssten. Das spare Lkw ein, das reduziere Schadstoffe und Treibstoffverbrauch. Technik-Chef Hilmer ergänzt: Die neue Technik halbiere zudem den Wasserverbrauch.
Der Unternehmer macht auf die wirtschaftliche Lage der Bauwirtschaft aufmerksam. Bekanntlich haben Handwerker beim Bau von Häusern und Wohnungen mit Einbrüchen zu kämpfen. Ein Zulieferer wie die Volkstorfer spüre das. Es gelte, noch mehr auf Kosten zu achten, um die Belegschaft zu zu halten.
Die Anwohner, die am Feldrand stehen, überzeugt das nicht. Sie finden, dass andere Standorte etwa im Hafen geeigneter sind. Auf das Verfahren wollen sie weiter Einfluss nehmen. Am Ende zählen Rechtslage und politische Entscheidungen. Carlo Eggeling
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