Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

📹 VIDEO:** "The Hermit" has landed

von Hajo Boldt am 23.09.2024


"The Hermit" has landed UPDATE

"The Hermit" – Ein Rückzugsort für Außenseiter und Träumer

Die Skulptur *The Hermit* von Sven-Julien Kanclerski ist mehr als ein Kunstwerk – sie ist ein stiller Rückzugsort für Außenseiter, Melancholiker und Tagträumer. Die Struktur besteht aus Holz, zwei integrierten Dachfenstern, einer LED-Lampe und ist oben mit weißem und unten mit blauen Lack überzogen. Was auf den ersten Blick wie eine einfache Konstruktion erscheint, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als tief symbolische Raumkapsel, die Isolation, Rückzug und Träumerei in sich vereint. Seit dem das Kunstwerk seit Donnerstag für die Ausstellung „Radiance“ des Kunstvereins Lüneburg im Liebesgrund angekommen war, wurde es am Freitagnachmittag von Jugendlichen bespielt, die auch schon einen Weg ins verschlossene Innere des Objekts gefunden hatten. Am Freitagabend wurde es dann auch an zwei unterschiedlichen Stellen noch getaggt, das heißt mit einer Graffiti Signatur verunstaltet. Am Samstag war dann der Künstler aus Hannover selbst mit der Polizei im Liebesgrund vor Ort. Die beiden Dachfenster waren zusätzlich beschädigt worden, das obere hatte einen Sprung, das untere Glas war vollständig zerstört worden. Somit hatte der Künstler Kanclerski alle Hände voll zu tun, den angerichteten Schaden möglichst noch vor der Eröffnung der Ausstellung zu beheben. Das gelang ihm auch, bis auf das Objekt am Abend nicht mehr leuchtete. Er hatte keine Zeit, an den Begrüßungsansprachen von der Vorsitzenden des Kunstvereins, Angela Schoop und der Schirmherrin Claudia Kalisch zusammen mit den anderen Künstlern am Alten Kran teilzunehmen. Die Oberbürgermeisterin überreichte zum 40 jährigen Bestehen des Kunstvereins neben einer Urkunde auch ein Plakat von der ersten Kunstausstellung 1984. Am Sonntag war die Skulptur dann vollends aus dem Liebesgrund verschwunden und ist jetzt an einem sicheren Ort gelandet. Sehr zum Erstaunen heute von den Mitarbeitern der Stadtverwaltung und ihren Besuchern. Im Rathausgarten, geschützt von einer 3,30 Meter hohen Mauer. Zusehen und zu bewundern zu den Öffnungszeiten am Tag bis 18 Uhr. So glänzt das Raumschiff jetzt sozusagen der Schirmherrin zu Füßen liegend im Mehrklang des Glockenspiels umrahmt von gotischen Fassaden. Die Form dieser Skulptur ist besonders faszinierend. Kanclerski verbindet zeichnerisch zwei Hutformen, die gemeinsam eine bojenartige Struktur ergeben, die sowohl Richtung Himmel als auch zum Boden hin offen ist. Je ein Dachfenster ermöglicht es dem Betrachter, den Blick in den Himmel schweifen zu lassen und gleichzeitig eine Verbindung zur Erde zu behalten. Es ist ein Ort der Stille und des Innehaltens – ein symbolischer Hafen auf der großen Reise des Lebens. Diese Mischung aus Rückzug und Reisen erinnert an Spitzwegs berühmtes Gemälde *Der arme Poet*, in dem die Einsamkeit des Künstlers ein zentrales Motiv ist. Wie lautet die ausführlichere Objekt-Beschreibung: Die Skulptur spricht Themen an wie das Ankommen, das Pausieren und das Unterwegssein. Es könnte auch die Geschichte eines zweiköpfigen Einzelgängers erzählen, der in seiner Isolation dennoch eine tiefe Verbindung zu sich selbst und der Welt spürt. Doch Vorsicht: Das Kunstwerk darf weder berührt noch bestiegen werden, da Verletzungsgefahr besteht. Eltern werden ausdrücklich darauf hingewiesen, ihre Kinder im Auge zu behalten. Sven-Julien Kanclerski, geboren 1988 und ansässig in Hannover, schafft mit „The Hermit“ einen faszinierenden Ort des Rückzugs, der gleichermaßen zum Nachdenken und Träumen einlädt. Das lässt sich jetzt im Rathausgarten auf den neuen Sitzmöbeln sicherlich besser machen als im Liegen auf dem Rasen im Liebesgrund. Text/Foto: Hajo Boldt

© Fotos: Hajo Boldt / Schnitt Winfried Machel


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