Viele Fragen, wenig Antworten
von Carlo Eggeling am 09.03.2024Das Minus der Lüneburg Marketing soll noch höher ausfallen als bisher bekannt, war die Rede bisher von rund 50 000 Euro, sagen Insider nun, es soll um einige Zehntausend Euro mehr gehen. Das Stammkapital der Gesellschaft beträgt 100 000 Euro. Anfragen dazu ließen Geschäftsführerin Gitte Lansmann und die Stadt als größte Gesellschafterin unbeantwortet. Es dauere noch, bis man Stellung nehmen könne. Wie berichtet, soll die LMG durch das Stadtfest und die Sülfmeistertage im vergangenen Jahr ein Defizit angehäuft haben. Das habe aber nicht am aufwendigen Bühnenprogramm gelegen, sondern an gestiegenen Kosten beispielsweise für Gema-Gebühren, Toiletten und Strom. Offenbar haben sich die Macher dort verkalkuliert.
Für diesen Beitrag habe ich mit einigen Akteuren aus dem Umfeld der LMG gesprochen. Namentlich wollen sie nicht auftauchen. Ihre Aussagen ergeben allerdings ein in großen Teilen übereinstimmendes Bild.
Veranstaltungsmanager Matthias Lutz und weitere Kollegen haben sich inzwischen aus dem Team verabschiedet. Das stellt Geschäftsführerin Lansmann vor Herausforderungen: Da das das Stadtfest auf Ende Mai/Anfang Juni vorgezogen wurde, hat sie weniger Zeit, ein Programm zu organisieren. Zu pass kommt der LMG, dass sie mit einem Bläserfest kooperiert, das spart Kosten bei gemeinsam genutzten Bühnen als auch bei Gagen. Diese Kooperation soll ein Baustein sein, um Ausgaben zu minimieren.
Was zum Stadtfest auf die Beine gestellt wird, scheint noch unklar. Aus dem Umfeld heißt, dass zumindest mit einigen Veranstaltern, die in der Vergangenheit aktiv waren, noch keine Verträge geschlossen wurden. Auch dazu gab es keine Aussagen der LMG.
Gitte Lansmann, die verantwortlich zeichnet, kann jedenfalls mit Solidarität rechnen. Dem Vernehmen nach sollen Gesellschafter sich zu ihr bekennen, eine Ablösung soll nicht zur Debatte stehen. Im Gegenteil, Akteure sollen zugesagt haben zu unterstützen, damit das Stadtfest laufen kann. Sicher auch aus eigenem Interesse, denn beispielsweise Schausteller, Gastronomie und Handel profitieren von dem mehrtägigen Fest. Gerade der Handel soll zudem großen Wert darauf legen, dass die Gesellschaft weitermachen kann: Über die LMG sind unter anderem mit dem Weihnachtsgeschäft zig Gutscheine verkauft worden, die man gerne einlösen möchte, um zufriedene Kunden zu haben. Zusammengerechnet soll es um einen höheren sechsstelligen Betrag geben.
Im Vorfeld war beklagt worden, dass der Gesellschafteranteil der Stadt Lüneburg mit 32,5 Prozent zu niedrig ausfalle, dadurch könne man aus bestimmten Fördertöpfen keine Mittel einwerben. Dafür bedürfe es mehr als 50 Prozent. Da Adendorf und Bardowick auch Anteile halten, die beiden Kommunen aber nach eigener Aussage letztlich kaum von der LMG profitieren, ergab eine Nachfrage bei den Bürgermeistern Thomas Maack und Heiner Luhmann, dass man sich dort vorstellen könne, sich von den Anteilen zu trennen -- vorbehaltlich die politischen Gremien der Gemeinden stimmten dem zu. Auch bei anderen Gesellschafter sollen Überlegungen bestehen, eigene Anteile zugunsten der Hansestadt zu reduzieren. Auch hier liegen zu entsprechenden Anfragen bei der LMG und im Rathaus keine Antworten vor.
Die LMG erweist sich immer wieder als Sorgenkind. Auch in der Vergangenheit mussten Gesellschafter, vor allem die Stadt, Geld nachschießen, weil Geschäftsführer mit ihren Konzepten in die roten Zahlen gerutscht waren. Vor Jahren schickte der damalige Oberbürgermeister den Finanzfachmann Jens Sporleder für ein paar Monate aus der Kämmerei zum Aufräumen in die Geschäftsführung der LMG.
Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch, sie hatte nach ihrem Amtsantritt von der damaligen Kämmerin Gabriele Lukoschek den Aufsichtsratsvorsitz übernommen, hat angekündigt, dass seit Jahren über neue Konzepte diskutiert werde, das müsse angegangen werden. Sie selber ist seit zwei Jahren im Amt. Eine neue Struktur hat sie offenbar nicht geschaffen. Carlo Eggeling
Die Struktur:
Hansestadt Lüneburg 32.500 Euro ¬ 32,50%
Kurzentrum Lüneburg Kurmittel GmbH 19.750 ¬ 19,75%
Lüneburger City Management e.V. 16.000 ¬ 16,00%
Schaustellerverband Lüneburg und Umgebung e.V. 10.000 ¬ 10,00%
Verein Lüneburger Kaufleute e.V. 8.750 ¬ 8,75%
Verein Lüneburger Marktbeschicker e.V. 6.000 ¬ 6,00%
Einheitsgemeinde Adendorf 3.500 ¬ 3,50%
Samtgemeinde Bardowick 3.500 ¬ 3,50%
Kommentare
Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.