Lüneburg, am Freitag den 02.05.2025

Vom Leben auf den Festplätzen

von Carlo Eggeling am 30.04.2025


Es ist eine Frage der Sinne: Wenn sich Charles Zettel in eine der 20 Gondeln setzt, weiß er, wie es sich anfühlen und klingen muss. "Erfahrung", sagt der 18-Jährige. 16 Umdrehungen in der Minute, wenn sich das Karussell im 90-Grad-Winkel bis auf 22 Meter Höhe aufrichtet und Loopings dreht, muss es sich rund anhören. Kein Klappern, kein Knarzen. "Die Probefahrt mache ich immer", sagt er. Und nicht nur einmal. Die Zettels laden mit dem "Mondlift" zum Überschlag auf dem Frühjahrsmarkt ein. Sie gehören zu den rund 60 Schausteller, die von Donnerstag bis Montag, 1. bis 5. Mai, auf den Sülzwiesen ihren Vergnügungspark aufgebaut haben.

Am Parcours finden sich Klassiker wie der Break Dancer, das Riesenrad und der Autoscooter, dazu Fahrgeschäfte für kleinere Gäste wie die Mini-Achterbahn Kuddel der Hai. Essen und Trinken gehören dazu, von süß bis salzig, von fruchtig bis deftig. Natürlich locken zusätzliche Attraktionen. Am Freitag kommen Sparfüchse auf ihre Kosten. Von 14 bis 16 Uhr gibt es bei der Happy Hour Fahrchips zum halben Preis, sie gelten an allen Tagen. Am selben Tag malt von 21.45 Uhr an ein Feuerwerk Illusionen an den Himmel.

Heute legen die Schausteller und ihre Mitarbeiter noch einmal Hand an, damit morgen alles bereit steht und in der Sonne funkelt. Auch Charles Zettel und seine Mitarbeiter haben zu tun. Letzte Kabel werden verlegt, das Kassenhäuschen, das auch die "Steuerungsanlage" des Mondlift ist, bekommt den letzten Schliff.Charles betreibt das Geschäft mit seiner Mutter Nancy. Sein Vater mit bayerischen Wurzeln ist mit dem zweiten Karussell der Familie, "Rund um den Tegernsee", unterwegs. Die Schaustellerei hat bei den Zettels Tradition, auch die Großeltern reisten über Märkte. Gemeinsam haben Oma, Mutter und der Junior, dass sie alle in Uelzen geboren wurden. Doch wie es in der Branche ist, sie fahren von Platz zu Platz. Den Mondlift haben die "ambulanten" Unternehmer vor zwei Jahren übernommen, gebaut wurde das Karussell bereits in den 80ern. Trotzdem ist es modern. Jedes Jahr wird es durchgecheckt, der TÜV kontrolliert regelmäßig, das geht so tief, dass Fachleute auch Schweißnähte röntgen. Eine Lüneburger Firma betreut die Hydraulik des Mondlift. Mutter und Sohn sind sich einig: "Sicherheit wird bei uns großgeschrieben."

Charles kennt jede Schraube und jede Glühbirne am Mondlift, regelmäßig baut er mit Angestellten das Fahrgeschäft auf und ab, neulich erst auf dem Hamburger Dom. Er sei damit aufgewachsen, erzählt der junge Mann. Seine Geschichte gleicht der von vielen auf den Jahrmärkten: Wer in eine Schaustellerfamilie geboren wird, bleibt dem Gewerbe meistens treu. Der Nachwuchs lernt von den Eltern, macht in vielen Fällen eine Lehre, besucht die Berufsschule, dort geht es um technische Themen, aber auch um Grundzüge der Betriebswirtschaft.

Das Leben unterwegs, die Freunde und Kollegen, die man immer wieder auf den verschiedenen Festplätzen trifft, die gute Laune des Publikums, wenn der Magen beim Looping vor Herausforderungen steht -- all das gehört dazu. Charles Zettel lächelt: "Ich will nichts anderes machen." Und dann hat er wieder zu tun.

Der Markt hat täglich von 14 bis 23 Uhr geöffnet, am Montag von 15 bis 22 Uhr. Parkplätze sind reichlich vorhanden. Die Polizei hat eine mobile Wache aufgebaut, der ASB ist mit einem medizinischen Angebot vertreten. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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