Lüneburg, am Samstag den 21.06.2025

Wer führt künftig die Lüneburger Brandbekämpfer? Streit ums Amt des Stadtbrandmeisters

von Carlo Eggeling am 11.09.2023


Feuer unterm Dach bei der Lüneburger Feuerwehr: Intern läuft seit Monaten eine Diskussion um die Führung. Dabei geht es um Stadtbrandmeister Thorsten Diesterhöft und dessen Rolle. Es gab einen Misstrauensantrag gegen ihn, das ergibt sich auch aus einem Schreiben, das innerhab der Feuerwehr kursiert. Die Ortsbrandmeister mit Ausnahme von Häcklingen haben das Schreiben aufgesetzt. Und inzwischen zurückgenommen, da Diesterhöft sein Amt Ende des Jahres abgeben will. Gleiches soll für seinen Stellvertreter Volker Gätjens gelten. Gleichzeitig bleibt Diesterhöft aber Chef der hauptberuflichen Wachbereitschaft. Bekanntlich will die Stadt bei der Feuerwehr stärker auf festangestellte Kräfte setzen, parallel bleibt der ehrenamtliche Part erhalten und tragend im Sicherheitskonzept.

Es klingt kompliziert, und das ist es auch. Daher ein Blick auf die Struktur. Die Lüneburger Feuerwehr besteht eigentlich aus vier Feuerwehren: Mitte im Lüne-Park, dazu die Ortsteile Häcklingen, Rettmer und Oedeme. Die jeweiligen Ortsbrandmeister und eine Ortsbrandmeisterin sitzen im Stadtkommando, dazu weitere Führungskräfte. Organisatorisch ist der Stadtbrandmeister ihnen übergeordnet. Stadtbrandmeister ist ein Wahlamt, aus den eigenen Reihen wird die Spitze bestimmt, der Rat der Stadt bestätigt den Kandidaten.

Seit Jahren arbeitet die Stadt angesichts steigender Einsatzzahlen daraufhin, die Ehrenamtlichen noch stärker zu unterstützen und einen Zwitter zwischen Berufsfeuerwehr und ehrenamtlicher Feuerwehr einzurichten, die hauptberufliche Wachbereitschaft, die 24 Stunden am Tag einsatzbereit sein soll und in einer Wache untergebracht ist. Seit Jahrzehnten hatte die Stadt Gerätewarte beschäftigt, die sich um Fahrzeuge und Material kümmern, die wechseln in die Wachbereitschaft, Thorsten Diesterhöft soll -- von der Stadt bestellt -- Chef der Truppe sein.

Offiziell will keiner der Beteiligten Stellung nehmen, auch von der Vorsitzenden des Feuerwehrausschusses und dem Rathaus heißt es, zu Personalangelegenheiten äußere man sich nicht, es sei zudem eine Angelegenheit der Feuerwehr. Aus den Reihen der Feuerwehr ist trotzdem einiges zu hören, zumal es zum Thema zwei gutbesuchte interne Veranstaltungen gab, die sich mit dem Zwist beschäftigt haben. Was ich erfahren haben, wurde von mehreren Seiten von Führung und Mannschaft bestätigt.

Im Kern geht es darum, dass Kritiker vor allem aus dem Ortskommando meinen, dass ein Mitarbeiter der Stadt nicht auch so ein ehrenamtliches Spitzenamt besetzen dürfe. Es würden Interessen vermischt, wie soll jemand die Belange der Freiwilligen vertreten, wenn er gleichzeitig auf der Gehaltsliste der Stadt stehe? Diese Frage hätte man relativ geräuschlos klären können, weil die Argumentation einleuchtend wirkt. Doch da soll es geknirscht haben.

Es geht nicht allein um den Spitzenposten, sondern auch darum, wie sich sich die Brandbekämpfer künftig aufstellen, während eine Gruppe stärker das kameradschaftliche Miteinander samt Freizeitaktivitäten verfolgt, sagen andere, ja, muss es geben, aber vor allem müssen wir professionell agieren, wenn wir sehen, dass die Stadt wächst, es mehr Betriebe und mehr Verkehr gibt. Ausbildung müsse sehr viel intensiver darauf abheben.

Der Konflikt soll sich selbst in Details zeigen; so spendiert der Förderverein Stadtfeuerwehrverband beispielsweise nach Einsätzen ein Getränk. Es war strittig, ob das auch für die Hauptamtlichen gelten solle, schließlich seien die nicht unbedingt Mitglied der freiwilligen Feuerwehr. Allerdings stehen sie im Einsatz mit ihren anderen Kameraden zusammen im Feuer.

Auch gegen Diesterhöft, der in Häcklingen zu Hause ist und wo kein Abwahlantrag unterzeichnet wurde, soll es persönliche Attacken gegeben haben. Zu hören ist, dass der verletzende Ton nicht spurlos an ihm vorbeigegangen sein soll. Er selber will sich nicht äußern.

Angeblich soll sich mehrere Kandidaten und Kandidatinnen aus der Führungsriege bereit halten, die Diesterhöft folgen möchten. Auch hier sind kritische Töne zu hören, ob die Kompetenz, die Diesterhöft zweifellos besitzt, der Aspiranten ausreiche. Wer am Ende vorne steht, entscheiden die Feuerwehrleute bei einer Wahl.

Eins treibt Brandbekämpfer weiter um, eine ganz praktische Frage: Wer führt im Einsatz das Kommando? Wenn die Hauptamtlichen vor Ort sind und Diesterhöft ihr Vorgesetzter ist, ist für sie die Antwort wohl klar. Aber was ist mit den Ehrenamtlichen und dem Stadtbrandmeister? Wer hat sich wem unterzuordnen? Dazu gibt es unterschiedliche Auffassungen. Würde Sinn machen, das zu klären. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


Kommentare Kommentare


Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.



Kommentar posten Kommentar posten

Ihr Name*:

Ihre E-Mailadresse*:
Bleibt geheim und wird nicht angezeigt

Ihr Kommentar:



Lüneburg Aktuell auf Facebook