Werden Lüneburg und Lübeck abgehängt?
von ca / Stadt Lübeck am 22.07.2025Es ist zwar ein ganzes Stück weg, aber es wird auch unsere Region beeinflussen: Zwischen Dänemark und Fehmarn auf der deutschen Seite wird ein Tunnel gebaut. Das hat unter anderem Auswirkungen auf den Bahnverkehr, weil während der Bauzeit, Güterverkehr von Lübeck über Büchen und damit über die Lüneburger Strecke umgeleitet wird. Die Strecke wird ertüchtigt, deshalb vermeldet das Eisenbahnunternehmen Erixx öfter Ersatzverkehr per Bus. Auch wenn alles fertig ist, werden wir Verkehrsströme spüren. Die Hansestadt Lübeck kritisiert einige Schritte, da das Umland Verschlechterungen hinnehmen müsse.
Jetzt gibt es eine Pressemitteilung dazu:
Engpässe im Schienenknoten Lübeck werden durch aktuelle DB-Untersuchung bestätigt Hansestadt und DB kommen zu gegenteiligen Schlussfolgerungen Die Hansestadt Lübeck sieht sich in ihrer langjährigen Kritik an der infrastrukturellen Leistungsfähigkeit des Schienenknotens Lübeck durch eine aktuell vorgelegte Eisenbahnbetriebswissenschaftliche Untersuchung (EBWU) – umgangssprachlich auch „Stresstest“ genannt – der Deutschen Bahn bestätigt. Die Auswertung macht nach Auffassung der Stadt erhebliche strukturelle Defizite deutlich, die mit den Anforderungen des Deutschlandtakts sowie der Entwicklung der Verkehre im Kontext der Festen Fehmarnbeltquerung (FFBQ) nicht in Einklang zu bringen sind. Zwar kommt die EBWU zu dem Schluss, die geplante Infrastruktur sei ausreichend dimensioniert. Diese Bewertung steht jedoch aus Sicht der Hansestadt im klaren Widerspruch zu den tatsächlichen Verkehrsbedarfen: Die EBWU basiert zwar formal auf dem sogenannten Deutschlandtakt (D-Takt) – dem bundesweit abgestimmten Zielangebot des Schienenverkehrs – berücksichtigt dessen Inhalte jedoch nicht vollständig. Letztlich wurde das Zugprogramm des D-Takts reduziert und modifiziert, um rechnerisch auf ein noch stabiles Betriebsergebnis zu kommen: unter anderem soll die zur Zeit noch durchgehende Regionalexpress-Linie (RE) Kiel – Lübeck – Büchen – Lüneburg im Lübecker Hbf gebrochen werden. In der Relation Kiel – Lübeck sollen künftig zwei RE pro Stunde verkehren, der feinerschließenden Regionalverkehr ab Lübeck, der auch kleinere Halte bedient – d. h. die künftige Regio-S-Bahn in Richtung Malente Nord – wurde jedoch kurzerhand gestrichen. Aus Sicht der HL steht diese Streichung auch im deutlichen Widerspruch zu den verkehrs- und strukturpolitischen Zielen des Landes Schleswig-Holstein. „Die EBWU simuliert einen für den Stresstest optimierten Fahrplan, indem sie geplante und erforderliche Zugverbindungen einfach nicht berücksichtigt – zu Lasten der Qualität des zukünftigen Zugverkehrs in Lübeck und der Region“, kritisiert Lübecks Bausenatorin Joanna Hagen. Weitere methodische Vereinfachungen wie künstlich lange Standzeiten für den ICE Hamburg–Kopenhagen (bis zu 10 Minuten im Lübecker Hbf) oder großzügige Pufferzeiten für den Güterverkehr (bis zu 50 Minuten) verzerren das Bild zusätzlich. Die tatsächliche Leistungsfähigkeit des Knotens wird so aus Sicht der Hansestadt Lübeck nicht ausreichend abgebildet. Trotz dieser bereits reduzierten Annahmen weist die EBWU noch auf betriebliche Wartezeiten hin, die deutlich über dem DB-Schwellenwert für einen „erheblichen Engpass“ liegen – insbesondere im Abschnitt Lübeck – Bad Schwartau und im Südkopf des Lübecker Hauptbahnhofs. Hier treten dann immer noch systematische Blockierungen auf. „Dass ein europaweit bedeutsames Projekt wie die Fehmarnbelt-Hinterlandanbindung ohne voll leistungsfähigen Knoten Lübeck geplant wird, ist nicht hinnehmbar“, erklärt Bürgermeister Jan Lindenau. „Der Stresstest legt offen, dass der Schienenknoten Lübeck den zukünftigen Anforderungen nicht gewachsen ist.“ Die Hansestadt Lübeck fordert daher schon seit Langem eine ganzheitliche Betrachtung des Knotens im Zuge der FFBQ-Hinterlandanbindung. Dies umfasst: - den vollständigen drei- bis viergleisigen Ausbau im Abschnitt Lübeck – Bad Schwartau, - kreuzungsfreie Ein- und Ausfädelungen in Richtung Travemünde, Büchen und Bad Kleinen - sowie die verbindliche Berücksichtigung aller D-Takt-Elemente im künftigen Betriebsprogramm. Nur mit einer infrastrukturell realistischen Planung kann das Ziel einer nachhaltigen Verkehrsverlagerung auf die Schiene erreicht werden. Hintergrund: Bereits seit mehreren Jahren hatte die Hansestadt Lübeck wiederholt auf drohende Kapazitätsengpässe im Schienenknoten Lübeck hingewiesen. Vor dem Hintergrund der geplanten Hinterlandanbindung der FFBQ, die eine deutliche Zunahme des internationalen und nationalen Verkehrs erwarten lässt, forderte die Stadtverwaltung Einblick in die EBWU der Deutschen Bahn. Diese Untersuchung dient dazu, die Belastbarkeit und Zukunftsfähigkeit der bestehenden und geplanten Infrastruktur realistisch zu bewerten. Auf Drängen der Hansestadt ordnete das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) im Rahmen des Erörterungstermins zum Planfeststellungsabschnitt (PFA) Lübeck der FFBQ-Hinterlandanbindung an, dass der Stadt sowohl Einblick in die EBWU zu gewähren sei als auch eine aktualisierte Fassung erstellt werden müsse. Diese liegt nun vor.
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