Lüneburg, am Freitag den 18.07.2025

Wie man Themen setzt

von Carlo Eggeling am 13.01.2024


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Das Wunderbare an Lüneburg ist, dass man weiß, was wirklich wichtig ist. Da mag das Land rumoren, das Rathaus verkündet, dass der unendliche Druck in zwei Lokalen und einem Kaufhaus nachlassen kann. Da vergisst man glatt, dass Karstadt schon wieder pleite ist, dass der Eigentümer der Lüneburger Immobilie, der dem Konzern bei der Miete entgegengekommen ist, seit Monaten mit Stadt und Marketinggesellschaft verhandelt, damit sie dort Büros einrichten. Auch dass man in beiden Wirtschaften schon zuvor Toiletten nutzen durfte sowie auf Nachfrage auch in anderen Kneipen — so what?
Natürlich ist es freundlich von den Wirten und dem Kaufhaus-Chef, aber drei offene Klotüren bei hunderten Gaststätten und Geschäften in der Stadt — dafür so ein Aufriss samt Foto? Auf dem fehlt erstaunlicherweise die Oberbürgermeisterin. Ein Zitat in der Pressemitteilung: „Hier gehen Verwaltung, Gastronomie und Handel Hand in Hand“, betont Kalisch und dankt allen, die dabei mitmachen: „Sie helfen mit, Lüneburgs Innenstadt noch besucherfreundlicher zu machen.“ Ich würde sagen, Händewaschen nicht vergessen. Und dran denken, wie viele öffentliche Klos es noch gibt — im Rathaus seit Jahren geschlossen, alte Musikschule weg, Nordlandhalle perdu. Dafür soll‘s eine interaktive Karte fürs tröpfelnde Geschäft geben. Mehr Innovation geht nicht.

Wolf von Nordheim legt sein Ratsmandat nieder. Der Grüne fühlt sich von seiner Fraktion schlecht behandelt, er hatte gegen den Rausschmiss geklagt. Verloren, das Verwaltungsgericht hatte erkannt, er selber habe sein Gehen verkündet. Im Kreistag macht er weiter. Offenbar ist man ihm da grün.

Das sind viele nicht, manch einer empfindet den ehemaligen Kirchenmann als so zürnend und unversöhnlich wie den Herrn des Alten Testaments. Allerdings hat er über Jahre im Rat anstrengend und bohrend gezeigt, was Opposition bedeutet, die Verwaltung und den Oberbürgermeister hat er getrietzt und getrieben. Respekt. Darüber könnten CDU, SPD und FDP nachdenken. Die Linke versucht es inzwischen.

Trecker verstopfen die Straßen, wegen zu wenig Subventionen. Stau ist Stau, Unfälle gab’s auch. In den Auswirkungen nicht weit weg von den so gescholtenen Klimaklebern.

Schlimmer sind die Rechtsextremisten, die sich unter Demos mischen. Diese Figuren wollen Menschen mit ausländischen Wurzeln und missliebige Zeitgenossen abschieben. Das erinnert an den Plan der Nationalsozialisten von 1940, die Juden nach Madagaskar deportieren wollten. Dazu kam es nicht, die Nazis betrieben Konzentrationslager. Tödlich. Auch räumlich eine Nähe, welch ein Zufall: ein Treffen bei Potsdam, in der Nähe der Wannsee-Konferenz, da beschlossen die Machthaber das systematische Morden. Nicht nur AfD, sogar Mitglieder der CDU waren dabei. Wer da noch von Spinnern spricht, hat den Bezug zur Wirklichkeit verloren.

Lüneburg sorgt sich ums Pinkeln. Hohe Zeit für ein anderes Thema. Parteiübergreifend. Bis auf eine. Die kann keine Alternative für Deutschland sein. Der alte Oberbürgermeister hat sich Neonazis entgegen gestellt. Das war Haltung. Und es gab beeindruckende Fotos. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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