Lüneburg, am Mittwoch den 16.07.2025

Wiederholungen

von Carlo Eggeling am 18.02.2023


Kennen Sie das, dieses Gefühl, das hatten wir doch schon mal? Der wiederentdeckte Philosoph Karl Marx hat es so beschrieben: "Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce." Schlichter könnte man sagen: Täglich grüßt das Murmeltier.

Für die Rathausspitze soll ein neuer Kämmerer her. Gabriele Lukoschek hat sich in den Ruhestand verabschiedet. Die Oberbürgermeisterin braucht einen Finanzminister an ihrer Seite. Dem Vernehmen nach gab es jemanden, der gute Chancen hatte. Der Mann aus Schleswig-Holstein sollte sich Fraktionen vorstellen. Schien also ziemlich klar. Doch dann kam ein Rückzieher.

Erinnert an die Wahl des Sozialdezerneten im vergangenen Herbst. Da sollte es erst eine Frau werden. Die hatte sich Ratsparteien vorgestellt, dann sagte sie ab. Nach einem vertrauensvollen Gespräch mit der Oberbürgermeisterin, wie Claudia Kalisch durch ihre Pressestelle mitteilen ließ. Da wurden Hoffnungen enttäuscht. Es ging weiter. Politiker aus mehreren Parteien sagten, sie stimmten für den neuen Bewerber, "sonst haben wir nachher keinen". Das hörte sich nicht respektvoll an.

Also zu dem aktuellen Fall eine Anfrage ans Rathaus. Die Pressestelle musste zunächst verlautbaren, an der Geschichte sei nichts dran. Das stimmte so nicht. Also neuer ein Versuch: Warum kümmert man sich aufgrund der Erfahrungen nicht rechtzeitig um Bewerber? Zieht die Oberbürgermeisterin Konsequenzen daraus, dass sie wieder auf denselben Personalvermittler setzt, der angeblich Zehntausende von Euro bekommt? Was kostet das Ganze? Und warum wird alles als vertraulich erklärt, wenn Namen in der Politik kursieren?

Die Antwort liest sich so: "Es ist die Linie des Hauses, sich zu Details und / oder einzelnen Namen nicht zu äußern. Dies gilt dem größtmöglichen Vertrauens- und Persönlichkeitsschutz für Bewerber:innen. Teil dieser Linie ist es auch, keine Auskünfte zu geben über die Anzahl der Bewerbungen.

Selbstverständlich werden die Beteiligten der Entscheidungsfindung (hier z.B. Ratsmitglieder) bei Bedarf informiert. Warum hieraus eine Verletzung der Vertraulichkeit folgen soll, erschließt sich nicht.

Wir geben keine zeitliche Prognose ab. Wir geben dieser für die Hansestadt wichtigen Personalentscheidung die Zeit, die sie braucht. Das gilt auch für die hausinterne Vorbereitung des Prozesses.

Zu den Kosten gibt es mit Blick auf die schutzwürdigen Interessen des beauftragten, privaten Unternehmens keine Auskunft.

Die Verwaltung sieht keinen Anlass, den für diese Entscheidung gewählten Prozess der Personalfindung in Frage zu stellen. Der Fachkräftemangel macht sich allerorten bemerkbar; auch ein Personaldienstleister bekommt die Auswirkungen dessen zu spüren."

Kurz, alles richtig gemacht. Selbst wenn offenbar kein städtischer Finanzverwalter in Sicht scheint. Nun kommen wohl wieder die mit ins Boot, die sich intern beworben hatten, aber als nicht geeignet galten. Da es um ein politisches, ein Wahlamt geht, werden sich sicher die Parteien des Themas annehmen und den Wähler informieren.

Und kurz zur Erinnerung. Es ist üblich -- auch in Lüneburg war's das mal --, dass Namen von Kandidaten in der Zeitung stehen. Das ist das Risiko eines Bewerbers. Gerade wenn es so schwierig ist, wie die Verwaltungsspitze einräumt, wäre es doch weitsichtig, ein Verfahren früh zu beginnen. Fachkräftemangel, um das zu unterstreichen wäre doch die Zahl der Bewerber aufschlussreich. Die Kosten für einen Personalvermittler trägt am Ende der Bürger, der dürfte doch erfahren, was es kostet, oder?

Aber vielleicht können Interessierte auch direkt nachfragen. Bürgersprechstunden stehen hoch im Kurs. Mir hat neulich Bernd Althusmann gefallen, ehemaliger Wirtschaftsminister und CDU-Landesvorsitzender. Der hat einfach eine Zeit und eine Telefonnummer genannt. Wer Lust hatte, rief an. Das geht natürlich nicht so einfach, wenn man einen vollen Terminkalender hat. Da stehen maximal Zeitfensterchen offen.

In ein anderen Städten geht die gesamte Rathausspitze einmal im Monat in die Stadtteile, um sich denen zu stellen, von denen man gewählt wurde und bezahlt wird. Kann natürlich unangenehm sein, und alle kriegen es mit. Das verhagelt einem im Zweifel das Wochenende. Ihnen wünsche ich ein schönes Wochenende. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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