Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

Wochenrückblick und Getier

von Carlo Eggeling am 22.07.2023


Meine Woche

Tierisch lustig



Den Berliner Bären kennt man, er geht entweder auf Albrecht I., den Begründer der Mark Brandenburg, zurück oder auf das slawische Wort berl, Sumpf, erklärt das Lexikon. Doch durch den Süden der Metropole streifte unpassender Weise kein Bär, sondern eine Löwin. Am Ende stellt sich raus: Schwein gehabt. Denn es soll eine Wildsau gewesen sein, die einen üppigen Polizei- und Medieneinsatz auslöste. Die Geschichte ist ganz wunderbar, endlich mal etwas anders an der Nachrichtenspitze als die quadratzentimetergroßen Geländeverschiebungen in der Ukraine, die Sommerhitze und die unappetitliche AfD.

Da gab's mal ein Krokodil im Baggersee, den Killerwels Kuno, der einen Dackel gefressen haben sollte, der nie vermisst wurde; Kielian, ein Hai, der durch die Förde zog, aber ein Finnwal war; aufwühlend die Herzensangelegenheit von Münster: Ein Trauerschwan hatte sich in ein Tretboot verliebt, das aussah wie ein Schwan. Loch Ness wollen wir nicht vergessen, Drache, Dino oder Baumstamm im Nebel. Füller für ein angebliches Sommerloch.

Wo wir beim Lachen sind, kommt Lüneburg ins Spiel. Politik und Verwaltung wollten einen Bebauungsplan für Rettmer aufheben, weil die Fläche die kommenden zwanzig Jahre Ackerkrume bleiben soll. Damit wäre eine Lücke entstanden: Ein 25 Hektar großes Umspannwerk könnte in der Nähe entstehen, ausreichend Abstand zum Bürger. Große Aufregung samt Bürgerversammlung. Dort erklärte ein Sachbearbeiter -- die Stadtspitze hatte keine Zeit -- die Lage, felsenfest von einer ordentlich arbeitenden Verwaltung überzeugt.



Doch dann, eiderdaus, fand der SPD-Ratsherr Uwe Nehring heraus: Es gibt keinen Aufhebungsbeschluss des Verwaltungsrates. Das räumte das Rathaus auf meine Nachfrage ein: "Durchgerutscht." Es folgte eine wortreiche Erklärung, warum die Administration es letztlich doch passabel gemacht habe. Na klar, wer hätte etwas anderes erwartet?

Der Fehler könnte sich auszahlen: Lüneburg erhöht seine Chancen, sich aus dieser Aufgabe der Energiewende elegant verabschieden zu können. Auch wenn die Grünen im Bauausschuss erklärt hatten, die Ecke brauche kein Bauland, will Lüneburg im Süden wachsen -- mit Baugebieten. Das wird ökologisch wundervoll. Bei dieser Verwaltung.

Den Bürger könnten leise Zweifel beschleichen, ob die Stadtspitze mit Oberbürgermeisterin, Rechts- und Baudezernat sonst alles im Blick hat. Nicht jedes Versäumis erweist sich am Ende als Gewinn.



Ansonsten leben wir wohlbehütet rechtssicher. Danke, dass in Sachen Lärm und Sülzwiesen alles bis ins letzte Komma geregelt werden muss, weil eine Handvoll Protestanten nach eigener Aussage nicht mal in Ruhe Rasen mähen kann, wenn Musik erschallt oder im Festzelt Hunderte feiern -- seit Jahrzehnten.



Oder der ewige Klapperzaun an der Ilmenau, weil eine radelnde Dame unvorsichtigerweise in die Ilmenau plumpste. Von Rostock bis Flensburg, von Hamburg bis Cuxhaven und Mannheim stehen Schilder "Hafenanlage" am Rand reißender Flüsse und schäumender Meere -- aber keine Gitter. Außerhalb Lüneburgs geht man offensichtlich von einem gewissen Lebensrisiko aus. Aber wahrscheinlich lebt die Salzstadt vollkommen rechtssicher. Immerhin. Und noch ein Erfolg: Die Skateranlage wird -- bürgernah -- erst Wochen später fertig, weil das Bauamt nachbessert, denn die Betroffenen haben erkannt, dass etwas was zum Rollenglück fehlt. Sie bei Planung und Bau direkt dazuzuholen, was man ein paarmal vergessen hatte, ist natürlich eine vollkommen abwegige Idee.



Lüneburg hat gar keine Mühe, das Sommerloch zu füllen. Der Landkreis legt sich auch gut ins Zeug. Die Elbbrücke ist wieder Thema, weil der Strom sich verdünnisiert und die Fähre bei Bleckede nicht mehr übersetzt. Zum xten Mal. Alte Positionen seit den 1990er Jahren und keine Lösung. Aber immer gut, miteinander zu reden.



Bleiben wir heiter. Neulich hat die Oberbürgermeisterin mit Honoratioren eine Bronze-Salzsau in der Bäckerstraße platziert. Stellen Sie sich vor, das Viech reißt aus, frisst die Grünen Oasen ab, Reporter befragen Nachtschwärmer, ob sie Ungewöhnliches bemerkt haben, die Polizei sperrt die Innenstadt ab. Endlich geht man dem Verdacht nach, der geklaute Luna-Bogen könnte als Jagdinstrument bei der ALA-Stadtwache gelandet sein. Am Ende stellt sich heraus, die alte Sau war mit der Stadtspitze im Urlaub. Sind die Granden zurück, gibt es tolle Fotos mit einer erledigten (Zeitungs-)Ente und einem selig lachenden Borstenvieh.

Ach, diese Lüneburger Geschichten. Nächstes Jahr kriegen wir einen Löwen hin. Mindestens. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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