Lüneburg, am Sonntag den 11.05.2025

Zoff um Baustellen — Sand muss erreichbar bleiben

von Carlo Eggeling am 28.05.2024


Bisher war der Seniorenbeirat ein eher stilles Gremium, die neue Spitze sorgt nun für einen Paukenschlag: Die Stadt solle die Planungen für die Großbaustelle Innenstadt sofort stoppen, heißt es in einer Pressemitteilung. Menschen mit Einschränkungen seien letztlich bis zu einem halben Jahr von der Innenstadt abgeschnitten. Weder der Senioren- noch der Behindertenbeirat sowie der Verein Fuss eV seien in die Planungen eingebunden gewesen. Man sei erst durch Beiträge von Lüneburg aktuell auf das Thema aufmerksam geworden. Die Stadtpresse war am späten Dienstagnachmittag nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen.

Wie berichtet, wird die Rote Straße komplett und die Wallstraße halbseitig gesperrt, dort sollen von Ende Juni an neue Versorgungsleitungen gelegt werden. Parallel sind Arbeiten am Sand in Höhe Johanniskirche geplant, um das Pflaster glattzuziehen und es bequemer für Radler zu machen. In der Folge ist der Platz für den regulären Busverkehr nicht mehr zu erreichen, Haltestellen liegen am inneren Stadtring -- zu Fuß ein ganzes Stück entfernt.

Vom Bahnhof soll ein Shuttleservice mit Taxen zum Sand eingerichtet werden. Der Transport sei kostenfrei und laufe von Montag bis Samstag zwischen 9 und 18 Uhr während der Ladenöffnungszeiten sowie an Sonntagen von 10 bis 16 Uhr. Die Beförderung von Menschen im Rollstuhl sowie die Mitnahme von Rollatoren, Gepäck und Kinderwagen seien gewährleistet, teilt die Stadt mit.

Die Frage liegt nahe, was ist mit Menschen, die schon vorher einen Arzttermin haben, was ist nach 18 Uhr mit dem Besuch beispielsweise von Lokalen zum Essen, mit einem Kinobesuch?
So fordert der Beirat: "Kostenloser Shuttle mit Kleinbussen der KVG verlässlich von 07.00 - 21.00 Uhr Vom Sande zum ZOB und zurück im 20-Minuten-Takt. Info-Punkte Am Sande und am ZOB durch geschulte Mitarbeitende der Stadt oder KVG von 07.00 – 21.00 Uhr, die als Lotsen mit Rat und Tat unterstützen." Dr. Claus Jahnke vom Beirat: "Auch Seniorinnen und Senioren wollen im Sommer am Abend das vielfältige Angebot der Hansestadt genießen."

Alt-OB Ulrich Mädge, der zu den Sprechern des Beirats gehört, macht einen Vorschlag, wie es besser laufen könnte: Denkbar sei, die Arbeiten in Höhe der Kirche zu verschieben. Dann könnte ein Bus vom Bahnhof zum Sand und von dort aus über Berge, Brodbänken und Bardowicker Straße wieder zum Bahnhof fahren im Viertelstunden-Takt.

Der Beirat stellt Fragen, die naheliegen, bislang aber nicht für die breite Öffentlichkeit erklärt wurden:
+ Gibt es eine zentrale städtische Info-/Koordinationsstelle auf dem ZOB und Am Sande?
+ Ist das Taxenangebot für alle kostenlos?
+ Bedarf es einer Berechtigung zur Nutzung?
+ Sind die Taxen/Großraumtaxen barrierefrei?
+ Gibt es Faltblätter und Infos im Internet?
+ Bekomme ich für die Zeit einen Preisnachlass auf die eingeschränkte Nutzung für mein Deutschlandticket?
+ Wie ist die Vertaktung mit dem Fernverkehr?

Offenbar sieht sich die Stadt nicht als Ansprechpartner, denn in der Erklärung, die an die Presse ging, heißt es, man möge sich bei Fragen an die KVG wenden. Das ist erstaunlich, da das Rathaus für die Planungen und die Bauarbeiten verantwortlich zeichnet.

Erstaunlich ist auch, dass offenbar alle Parteien sowie das Stadtmarketing und die Handelsorganisation LCM das Thema kaum beachten, denn auch Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, sind ja Kunden -- die im Zweifel wegbleiben.

Politisch betrachtet gibt es ruck zuck zwei Möglichkeiten, die Diskussion auf die Tagesordnung zu setzen: Am Donnerstag tagt der Rat, beste Gelegenheit für eine dringliche Anfrage. Sollte die Verwaltung, gern geübte Praxis, paragraphenmächtig versuchen, die Debatte zu verhindern, wirkte das nicht sonderlich bürgerfreundlich.

Die zweite Bühne ist der kommende Woche tagende Mobilitätsausschuss. Hier will Mädge quasi die Baustelle aufmachen, er sitzt dort als Vertreter des Seniorenbeirats. Anlass kann ebenfalls das Stichwort Dringlichkeit sein.

Im Rathaus setzt man nach eigenem Bekunden auf Transparenz, der Bürgerrat ist ein Lieblingsprojekt. Jetzt kann nach Vorstellung des Bürgerats als neue Spielart für das Bauprojekt Sand ein Runder Tisch hinzukommen, um Öffentlichkeit herzustellen und diese zu beteiligen. Carlo Eggeling

© Fotos: ca / Busse sollen nicht zum Sand fahren


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