Lüneburg, am Dienstag den 22.07.2025

Zukunftsfrage — Für das e.Novum haben Stadt und Kreis Ideen

von Carlo Eggeling am 23.05.2025


Erfolgreiche Lüneburger Unternehmen wie Webnetz haben ihre Wurzeln im e.Novum am Munstermannskamp, doch nun beginnt ein neues Kapitel des Gründungszentrums: Die Adank-Stiftung, maßgeblicher Träger, gibt ihre Anteile ab. Stadt und Kreis übernehmen zu je 30 Prozent, die bereits jetzt vertretende Wirtschaftsförderung Lüneburg (WLG) stockt ihren Anteil auf 40 Prozent auf. Hinter der WLG steht die Sparkasse. Was aus dem Haus wird, beantworten die neuen Verantwortlichen in zwei Stellungnahmen an LA eher vage. Im Hintergrund soll die Sparkasse sehr viel weiter führende Ideen verfolgen. Da geht es dem Vernehmen nach um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Dazu muss man wissen, Stadt und Kreis sind wiederum Träger des Geldhauses.

Marion groß Osterhues, die die Adank-Stiftung vertritt, und Jürgen Enkelmann, ehemaliger Wirtschaftsförderer und Geschäftsführer des e.Novum, erklären den Hintergrund ihrer Entscheidung. Bislang habe das Finanzamt das Wirken der Stiftung für das Zentrum und ihrer Betriebsgesellschaft als gemeinnützig eingestuft. Das bleibe nicht so, habe die Behörde klar gemacht. Für die Stiftung bricht damit die Grundlage weg. Man werde sich künftig stärker in Richtung Uni engagieren wollen. Denn man verfolge einen Bildungsauftrag: Wissen aus dem Hörsaal in die Praxis umsetzen.

Der Unternehmer Rainer Adank, Bauträger und unter anderem Betreiber des Castanea in Adendorf, gründete mithilfe von Partnern vor einem Vierteljahrhundert das e.Novum, ehemals Sitz der Fachhochschule. Es war ihm aus eigenem Erleben ein Anliegen, angehende Unternehmer zu unterstützen. Für eine relativ kleine Miete konnten Start ups Räume und Technik nutzen. Das ist bis heute so geblieben. Enkelmann sagt, rund 30 Firmen mit den Schwerpunkten Software-Entwicklung, Ingenieurdienstleistungen und Online-Handel hätten dort ihren Sitz, über die Jahre habe es gut 140 Gründungen gegeben, zehn Prozent hätten sich sehr erfolgreich entwickelt. Aus seiner Sicht ist das e.Novum ein wichtiger Impulsgeber der lokalen Wirtschaft. Rund 400 Arbeitsplätze sollen so entstanden sein.

Grundstück und Gebäude des e.Novum gehören der städtischen Stiftung Zum großen Heiligen Geist, die dafür einen Erbbaurechtsvertrag geschlossen hat. Sowohl die neuen Akteure als auch Marion groß Osterhues und Enkelmann sind sich einig: Das Haus ist in die Jahre gekommen, es muss etwas mit der Bausubstanz passieren.

Wie hoch Investitionen ausfallen müssten, bleibt in der gemeinsamen Antwort von Stadt, Kreis und WLG offen: "Der genaue Sanierungs- und Modernisierungsbedarf (Gebäude und Technik) ist noch zu ermitteln. Um die Kosten zu finanzieren, können ggf. Fördermittel des Landes für Bau und Modernisierung von Technologie- und Gründungszentren in Anspruch genommen werden." Auch an einem Konzept der Neuausrichtung arbeite man noch, wolle es voraussichtlich im vierten Quartal vorlegen.

Neben der offiziellen eher sparsamen Antwort soll es schon konkretere Vorstellungen geben. Der vertraulich tagende 18-köpfige Verwaltungsrat der Sparkasse, an der Spitze Landrat Jens Böther und Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch, will sich kommende Woche mit dem Thema beschäftigen, heißt es von Beteiligten, die Unterlagen einsehen können.

Unter Top 15 wird der Fall angetippt. Demnach könnte am Munstermannskamp sogar ein Abriss und Neubau infrage kommen. Grob zusammengefasst: Auf dem Areal könnte in neuen Gebäuden im unteren Komplex Platz für das e.Novum geben und obendrüber entstünden Wohnungen. Eine Überlegung: Das Erbaugrundstück verkaufen, die städtische Stiftung kauft anderswo, um ihr Kapital zu erhalten. Die Rede ist alles in allem von einem Volumen von 25 Millionen Euro.

Geld dafür könnte aus einer Verlagerung kommen, heißt es aus dem Aufsichtsrat: Mit dem "Wachstumsinitiative Süderelbe AG", sind einige in Politik und Verwaltung unzufrieden. Kurz: dort aussteigen, Kapital in ein Start up-Zentrum stecken. WLG und ihre Mutter Sparkasse würden so die Wirtschaft in der Region stärken können. Wie gesagt, alles Informationen unter der Hand, namentlich möchte man nicht auftauchen.

Noch einmal die gemeinsame Antwort von Stadt, Kreis und WLG: "Die WLG nutzt das e.novum bereits seit vielen Jahren als Veranstaltungsort, z.B. für den Gründungskompass des Gründungsnetzwerks Lüneburg, und für die Startups im Akzelerator-Programm Elevator. Zudem vermittelt sie bei passenden Anfragen junger und/oder innovativer Unternehmen nach Gewerberäumen diese an das e.novum. Diese seit Jahren etablierte Zusammenarbeit soll weiter verstärkt werden. Hierzu gehört auch die Übernahme der e.novum-Geschäftsführung in Personalunion durch die WLG-Geschäftsführung, wie es auch in der Vergangenheit der Fall war."

Logischer Partner für ein Gründerzentrum wäre die Uni. Das sehen die drei Gesellschafter ebenfalls so. Ihre Antwort auf eine entsprechende Frage: "Die Leuphana Universität ist durch die unmittelbare räumliche und fachliche Nähe zum e.novum ein wichtiger Faktor für die Weiterentwicklung des Standorts. Aus der Leuphana als gründungsaktive Hochschule entstehen Startups, Transferprojekte und Unternehmensgründungen, für die das e.novum durch die Campusnähe ein interessanter Standort ist. Mit der Leuphana Universität werden bereits Gespräche zu Kooperationsmöglichkeiten geführt, um eine optimale wechselseitige Verzahnung von Campus und e.novum zu gewährleisten."
Dazu sagt Henning Zühlsdorff von der Pressestelle der Uni: „Die Leuphana kooperiert auch weiterhin gern mit dem e.Novum. Für Gespräche über die weitere Entwicklung steht die Universität ebenfalls gern zur Verfügung.“

Zur Wahrheit gehört auch, in der Vergangenheit blieb die Zusammenarbeit überschaubar. Das soll, so heißt es auf dem Campus, auch daran liegen, dass die Uni Fördermittel selber nutzen und nicht anderswo ausgeben will und kann. Sehr viel konkreter ist die Distanz im Intranet der Leuphana nachzulesen. Die Hochschule verfolgt eigene Pläne für ein Gründungszentrum. Das Gebäude 25 wird aktuell bei diesen Ideen als Innovationszentrum genannt mit Coworkingplaces und Media Space sowie Räumen für Gründungen.

Weitere Konkurrenz, wenn man so will, macht Webnetz, einst am Munstermannskamp gegründet. Patrick Pietruck und sein Unternehmen haben im Hanseviertel gebaut und nun ein Nachbargrundstück gekauft -- um Start ups anzusiedeln.

Abwarten, was am Ende aus dem e.Novum wird. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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