Lüneburg, am Mittwoch den 16.07.2025

Zum Tode von Günter Schulze

von Gründel am 12.07.2024


Der Radbrucher Achim Gründel erinnert an einen Freund:

Ich hab´ da noch was….
Günter Schulze aus Radbruch ist verstorben


Zwei Jahre vor Ende des zweiten Weltkrieges erblickte das jüngste von insgesamt acht Kindern das Licht der bäuerlichen Welt auf dem Hof Schulze in Radbruch.
Der Hof diente nicht nur der Landwirtschaft, sondern war auch Poststelle für das Dorf. Die Kindheit in der Natur und mit der damaligen landwirtschaftlichen Mühsal sollten das Leben von Günter Schulze prägen.
Nach einer Gärtnerausbildung zog es ihn in die Welt. Auf der schwäbischen Alb schnitt er Obstgehölze auf den Bauernhöfen. In den USA arbeitet er auf einer Farm und in Kanada baute er mit einem Junglandwirt eine Farm auf. Dabei entstanden Freundschaften, die ein Leben lang hielten.
Zurück in der Heimat holte er neben der Arbeit Schulabschlüsse nach. Er studierte Lehramt und nebenher Theologie. Seine Berufung fand er schließlich 35 Jahre lang als Realschullehrer in Roydorf und Stelle. Mathematik, Biologie, Physik, Chemie, Religion und Sport waren seine Fächer. Die Theorie sollte aber auch in Praxis umgesetzt werden und so schuf er etliche Schulgärten, half bei der Gründung des Posaunenchors in St. Dionys, organisierte kirchliche Nachmittage, legte Streuobstwiesen und Baumkataster an.
Günter Schulze entwickelte zahlreiche Ideen und Projekte, die auch realisiert werden wollten. So gelangte er zur Kommunalpolitik, trat zunächst der FDP bei und wechselte vor rund 30 Jahren zur SPD. Mit der ihm eigenen Beharrlichkeit und Überzeugungskraft konnte er dadurch viele Projekte anregen oder mitgestalten. Zuletzt z.B. das landkreisübergreifende Naturschutzgebiet „Hohes Holz mit Ketzheide“. Für den BUND war er seit 2001 beratender Vertreter im Umweltausschuss des Lüneburger Kreistages.
Aber er hatte da noch was… Sein Interesse galt der regionalen Geschichte. Aufgrund seines profunden Wissens konnte manches Haus durch den Denkmalschutz erhalten bleiben. Er forschte zur Dorfgeschichte, über Schäfer Ast, verfasste die Chroniken von Radbruch und von Mechtersen, schrieb ein Büchlein über Heinrich Radbrock, dem letzten Abt des Klosters Scharnebeck.
Und er hatte da noch was... Aus ökologischen, historischen und hydrologischen Gründen setzte er sich schon vor Jahrzehnten für den Erhalt der Ilmenau-Nadelwehre ein.
„Ich hab´da noch was: Natur statt Schießplatz.“
Als der damalige BGS-Schießplatz in der Radbrucher Forst verkauft werden sollte, half er mit das dortige Öko-Zentrum zu errichten.
Es versteht sich von selbst, dass Günter Schulze auch besonders tierlieb war; allerdings mit einer Ausnahme: Wühlmäuse waren seine natürlichen Feinde, denn sie fressen die Wurzeln der von ihm nachhaltig gepflegten Obstbäume.
Zahlreiche Dinge wären noch zu berichten zur Person Günter Schulze. Er übte 25 Jahre sein Mandat im Samtgemeinderat Bardowick aus. Jahrzehnte lang engagierte er sich im Radbrucher Rat und er gehörte zu denjenigen, die zur Wendezeit im Kreistag für den Landrat Wolfgang Schurreit votierten. 2014 wurde er mit dem Radbrucher Bürgerpreis geehrt.
Als er in Radbruch seine Familie gründete, erwarb er das Haus, welches Jahre zuvor der beliebte Radbrucher Lehrer Moritz errichtete. Entworfen wurde das Haus vom Architekten Matthies. Mit einer Ausnahme stehen heute alle Häuser des Architekten unter Denkmalsschutz… nur das jetzige Schulze-Haus nicht.
Ach, er hatte da noch was… Noch drei Wochen vor seinem Tod konzipierte er mit Enkeltochter Carmen ein Model-Baumhaus für ein Schulprojekt.
Schulze war auch ein engagierter Familienmensch. Er hinterlässt seine Ehefrau Renate, drei Töchter und drei Enkel.
Günter Schulze hat zahlreiche Initiativen ergriffen, die nicht immer und überall auf Gegenliebe stießen, obwohl sie stets sinnvoll waren. Es bleibt zu hoffen, dass seine Weggefährten diese mit ähnlichem Engagement weiterführen.
Und ich hab´da noch was……Günter Schulze hatte eine Schiedsrichterausbildung, setzte sich für den Erhalt der Post in Dörfern ein, war Landesmeister im Handpflügen, organisierte Plattsnackers……..
„Ich hab´da noch was…“, so fing es oft an, wenn er mich anrief.

© Fotos: Gründel


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