Lüneburg, am Donnerstag den 26.06.2025

Zwei wollen sich die Krone des Schwulen Heidekönigs aufsetzen

von Carlo Eggeling am 17.01.2025



Vor ein paar Wochen haben mutmaßlich Schwulenhasser in Kaltenmoor zwei Homosexuelle verprügelt, kein Einzelfall in Deutschland. Wer anders liebt, lebt gefährlicher als andere. "Vor drei Jahren bin ich mit meinem Mann Händchenhaltend durch die Stadt gegangen", sagt Michael Funk. Heute überlege sich das Paar so einen Spaziergang: "Es ist anders geworden." Auch deshalb möchte der 49-Jährge ein Zeichen setzen: Er ist einer von zwei Kandidaten, die sich um das Amt des Schwulen Heidekönigs bewerben. Seit 25 Jahren kürt die Gemeinschaft eine Majestät, das hat viel mit Witz zu tun, aber stets geht es ebenfalls um das Anliegen zu zeigen, wir sind so wie andere auch.

Je nach Befragung definieren sich in Deutschland rund sieben Prozent der Bevölkerung als Teil der queeren Gemeinschaft, unter Kollegen, im Sportverein, im Bekanntenkreis zeigt sich diese Normalität. Eric Böttcher, der zweite Kandidat, plant für diese Sicht zum Beispiel in Sportvereinen werben: "In Mannschaftssportarten können viele nicht zeigen, wie sie sind. Deshalb möchte ich beispielsweise mit Vorständen und Übungsleitern sprechen." Ein anderer Punkt: "Aus meiner Bundeswehrzeit kenne ich Ausgrenzung." Doch auch dort und in anderen Teilen der Arbeitswelt sei Queerness nichts Ungewöhnliches. Ein Thema für Gespräche mit Gewerkschaftern und interessierten Unternehmen, findet der 34-Jährige.

Beide Kandidaten arbeiten im öffentlichen Dienst, leben in festen Partnerschaften. Michael sagt: "Es gibt das Bild, dass queere Beziehungen von kurzer Dauer sind, ich bin seit 25 Jahren mit meinem Mann zusammen, seit zwanzig Jahren sind wir verheiratet." Der Dackel-Pinscher der beiden heißt Mika: "Das steht für Michael und Karsten." Das Paar lebt wie Millionen andere, diese Alltäglichkeit gehört zu den Anliegen Michaels.

Entstanden ist die Idee des Schwulen Heidekönigs vor einem Vierteljahrhundert. Der inzwischen verstorbene Leo Baum war der erst Herrscher. Um ihn gab es Wirbel, als er am Heideblütenfest in Amelinghausen teilnehmen wollte. Inzwischen zieht die Gemeinschaft von Fest zu Fest, gemeinsam mit Wurzel-, Kartoffel-, Wein- und anderen Majestäten feiern sie und tragen ihre Idee im Wortsinne aufs Land.

Dort tickt das Leben anders als etwa in Hamburg beim Christopher Street Day, quasi einem Feiertag der Gemeinde, bei dem Hunderttausende bunten Festwagen und kostümierten Teilnehmern zujubeln.

Hinter dem König steht ein Team um Dirk Ahrens. Der trug selber zwei Jahre lang die Krone, inzwischen nennen sie ihn Queen Mum. Die Gruppe hat einen Ausflug mit dem Heide-Express organisiert, dazu treffen sie sich an einem Stammtisch, gehen zu Diskussionen, fahren in den Landtag und in den Bundestag -- weil sie eingeladen werden. Neben allem Ernst geht es um jede Menge Spaß. Eric gehört seit langem zum Team, er war in der Vergangenheit Adju-Tunte.

So treffen sie sich am Samstag, 8. Februar, um 16 Uhr im Rathaus. Die Stadt stellt zum zweiten Mal ihren edelsten Raum, den Fürstensaal, zur Verfügung. Gut 120 Gäste, darunter befreundete Majestäten, werden zur Wahl erwartet. Auf dem Programm stehen Spiele und Wortbeiträge. Nach der Wahl feiert die Gemeinschaft von 21 Uhr an im Straw, dem Keller unter der Kneipe September Auf dem Kauf. Wer noch kandidieren möchte, meldet sich per Mail: info@queer-in-lg.de
Carlo Eggeling

Foto: Wer erringt die Krone? Michael Funk und Eric Böttcher wollen Schwuler Heidekönig werden.

© Fotos: ca


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